Geburtstagsgäste: Kimmich und seine Frau Lina. © fcb
Leadertyp: Kimmich gibt immer Vollgas. © IMAGO
München – Bei der 125-Jahrfeier des FC Bayern machte Joshua Kimmich wohl gute Miene zum bösen Spiel: Gemeinsam mit Ehefrau Lina posierte er bestens gelaunt im schicken Zweireiher-Smoking vor der Fotowand – obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass seine Zukunft in München ungewisser ist denn je. Dem Mittelfeldspieler wurde nach der Aufsichtsratssitzung Anfang der Woche laut „Sport Bild“ mitgeteilt, dass das ihm vorliegende Angebot zur Vertragsverlängerung nicht mehr gültig sei. Unsere Zeitung kann die Informationen bestätigen.
Die neue Entwicklung sei die Konsequenz daraus, wenn man sich nicht entscheiden könne, heißt es aus der Münchner Führungsetage zum Kimmich-Knall. Beim einen oder anderen Entscheidungsträger sorgt das Zögern des Spielers schon seit längerer Zeit für Kopfschütteln. Die Bosse erwarten sich eine Grundsatzentscheidung, ob der Bayern-Star bleiben möchte oder nicht. Kurios: Vor nicht all zu langer Zeit wurde Sportvorstand Max Eberl auf ein mögliches Kimmich-Ultimatum angesprochen und stellte damals deutlich klar: „Also von Ultimaten halte ich relativ wenig. Und das ist für mich jetzt auch kein Zeichen von Stärke, wenn man sagt, bis zu dem Tag musst du dich entscheiden.“ Das wirkt jetzt anders.
Eberl ließ in den vergangenen Wochen und Monate keinen Zweifel daran, dass der deutsche Rekordmeister mit aller Macht mit seinem Mittelfeldchef verlängern möchte. Nun scheint es so, als hätte der Aufsichtsrat seinen Sportvorstand erneut zurückgepfiffen. Ein ähnliches Szenario gab es vor gar nicht allzu langer Zeit mit Alphonso Davies: Eberl hätte gerne schon viel früher mit dem Kanadier verlängert, bekam aber vom mächtigen Kontroll-Gremium kein grünes Licht. Letztendlich verlängerte der Linksverteidiger seine Arbeitspapiere nach langem Hin und Her bekanntlich doch. Könnte die Causa Kimmich ein ähnliches Ende nehmen? Durchaus möglich.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Kimmich nach der vergangenen Saison von der sportlichen Leitung schon langsam aber sicher auf dem Abstellgleis geparkt wurde. Unter Thomas Tuchel blieb der DFB-Kapitän häufig unter seinem Leistungsniveau. Doch dann kam Vincent Kompany – und plötzlich präsentierte sich Kimmich in der Form seines Lebens. Das mussten sich auch Eberl und Sportdirektor Christoph Freund eingestehen und verwarfen prompt angedachte Gehaltseinbußen beim 30-Jährigen, sollte er seine Arbeitspapiere verlängern. Doch Kimmich zögerte weiterhin, die mangelnde Rückendeckung in den vergangenen Jahren (Impfdebatte, Tuchel-Ausbootung, etc.) hat ihre Spuren hinterlassen.
Sollte der Nationalspieler die Münchner tatsächlich verlassen, würde sich ein enormes Führungsvakuum ergeben. Neben Thomas Müller (35) ist Kimmich der einzige Feldspieler, der regelmäßig Klartext spricht und auch mal den Finger in die Wunde legt. Auch wenn dem vierfachen Familienvater bisher noch kein Angebot eines europäischen Top-Clubs vorliegt: Sollte sich abzeichnen, dass sich Kimmich und der FC Bayern tatsächlich trennen, wird die Nachfrage nach einem ablösefreien Spieler mit seinen Qualitäten hoch sein.
M. BONKE, P. KESSLER