Mr. Ahnungslos

von Redaktion

Sommermärchen: Blatter weiß natürlich nichts mehr

Joseph Blatter © Bieri/DPA

Frankfurt/Main – Am Ende der zähen 50 Minuten brachte Joseph S. Blatter immerhin sein Bedauern zum Ausdruck. „Es tut mir leid, wenn ich nicht alle Fragen beantworten konnte – weil ich es nicht mehr weiß“, sagte der frühere Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA nach seiner Zeugenaussage im „Sommermärchen“-Prozess: „Ich hoffe, ich konnte dennoch helfen.“

Konnte er nicht. Der 88-Jährige bestritt jegliche Kenntnis der skandalösen Vorgänge rund um die WM 2006 in Deutschland. Er konnte sich nicht an das im Zentrum des Verfahrens stehende Treffen mit Franz Beckenbauer erinnern, auch von einer Verbindung zum früheren Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam wusste Blatter nach eigener Aussage nichts.

„Die FIFA hat Bank gespielt und das Geld vom DFB an Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet. Es war eine Dienstleistung für den DFB. Wofür dieses Geld war, weiß ich nicht“, sagte Blatter am Donnerstagvormittag vor dem Landgericht Frankfurt/Main aus: „Den Namen Bin Hammam habe ich in diesem Zusammenhang nie gehört.“ Dies sei „die Vernehmung eines in die Jahre gekommenen Präsidenten“ gewesen, kommentierte Richterin Eva-Marie Distler gnädig die wenig erhellenden Einlassungen Blatters.

Blatter war per Videocall aus der Schweizer Hauptstadt Bern zugeschaltet. Der seit März 2024 laufende Prozess beschäftigt sich mit den dubiosen Zahlungsflüssen rund um die Endrunde vor knapp 19 Jahren. Zuletzt hatten die Einlassungen mehrerer Zeugen nahegelegt, dass Blatter eine zentrale Rolle in der Affäre spielen könnte.

Artikel 1 von 11