Pünktlich zur WM: Andreas Wellinger und das DSV-Team können wieder jubeln. © IMAGO
Das deutsche Bronze-Team: Selina Freitag (v.l.), Katharina Schmid, Juliane Seyfarth und Agnes Reisch. © Schmidt/dpa
Trondheim – Andreas Wellinger wirkte nach seinem Silber-Coup im Dauerregen von Trondheim vollkommen perplex. Während der norwegische Wahnsinn mit Weltmeister Marius Lindvik um Wellinger herum tobte, fasste der Olympiasieger seinen WM-Erfolg mit einem Satz so treffend wie ungläubig zusammen: „Das ist Skispringen.“ Zwei Monate Krise und Kritik, in diesem Kalenderjahr noch überhaupt kein Podestplatz und nun? Platz zwei!
„Ich bin mega happy. Acht Wochen lief es ziemlich beschissen. Ich habe Silber gewonnen – und definitiv nicht Gold verloren“, sagte der 29-Jährige, der nur 2,3 Punkte hinter dem norwegischen Champion Lindvik landete. In Wellingers bewegter Karriere ist es ein weiterer großer Meilenstein. Bereits mit 18 Jahren war der Ruhpoldinger im russischen Sotschi Team-Olympiasieger geworden – es folgten weitere Medaillen und ein sportlicher Absturz, der in engem Zusammenhang mit einem Kreuzbandriss stand. Die größten Siege feierte Wellinger in Pyeongchang 2018 mit Olympia-Gold im Einzel sowie 2023 in Oberstdorf, als er den Vierschanzentournee-Auftakt gewann. Silber im Regen von Trondheim wird ebenfalls in Erinnerung bleiben.
Bronze ging an Jan Hörl aus Österreich. Viel fehlte nicht, dann hätte Deutschland sogar zwei Medaillen bejubeln dürfen. Karl Geiger belegte Rang vier und verpasste nur knapp eine noch große Überraschung. „Ich bin stolz auf meine Leistung. Ein vierter Platz bei der WM ist natürlich bitter“, sagte Geiger. Auch Bundestrainer Stefan Horngacher, der in der Kritik steht, wirkte bei dem Skisprung-Festival erleichtert.
„Ich bin total leer irgendwie. Es war ein super Sprung vom Andi. Die Jungs haben einen tollen Job gemacht. Wir haben richtig gearbeitet“, sagte Horngacher im ZDF. Der Chefcoach aus Österreich wurde nach dem hochklassigen Springen vom kompletten Team umarmt. Von allen fiel eine Menge Druck ab, nachdem seit der Vierschanzentournee die Misserfolge zur Regel geworden waren.
Ganz anders sah die Situation bei den Frauen aus. Und nach Silber von Selina Freitag im Einzel, holte sie mit ihrem Team nun Bronze: „Jetzt kann gefeiert werden, das ganze Team“, sagte Freitag nach Rang drei im Teamwettkampf. Dabei war sogar mehr möglich: Nach dem ersten Durchgang lagen Freitag, Katharina Schmid, Agnes Reisch und Juliane Seyfarth auf Rang zwei, auch Gold war für den Titelverteidiger in Reichweite. Dann aber musste das DSV-Quartett die Konkurrenz ziehen lassen. Mit 846,5 Punkten war der Rückstand auf Norwegen (904,5) und Österreich (885,1) am Ende deutlich.
„Wir haben das heute alle richtig gut gemacht. Da werden wir drauf anstoßen, aber Hallo“, sagte Freitag im ZDF. Auch Co-Trainer Thomas Juffinger nahm Bronze gerne mit: „Wir sind mit jeder Medaille sehr zufrieden.“
DPA