„Ich bin bekannt für meine Geniestreiche“, sagte Tunay Deniz über seinen Treffer zum 1:1. © Sampics
Glöckner lobt den überragenden Hiller. © Sampics
Der ganze Frust muss raus: 1860-Kapitän Jesper Verlaat feiert den Sieg in Hannover. © Sampics
Hannover – Samstagnachmittag, 15.10 Uhr. Manchmal fühlt es sich als Löwenfan an, als hätte sich die ganze Welt gegen den Club aus München-Giesing verschworen. Es läuft die 50. Minute im wichtigen Keller-Duell bei Hannover 96 II. Die Niedersachsen führen zu diesem Zeitpunkt mit 1:0. Nach einer Ecke für 1860 lässt Keeper Leon-Oumar Wechsel den Ball fallen, Löwen-Kapitän Jesper Verlaat köpft auf das verwaiste Tor. Im Tor, deutlich hinter der Linie, steht Sechzig-Abräumer Philipp Maier, bekommt die Kugel an den Rücken. Der Ball kurzzeitig im Tor, doch Referee Felix Weller verweigert dem Tor die Anerkennung, allem Löwen-Protest zum Trotz. 40 Minuten später kann 1860 dennoch aufatmen und jubeln. 3:1-Sieg beim Vorletzten, Sprung auf Rang 14, etwas Luft im Tabellenkeller der 3. Liga.
Klar, dass auch der erleichterte Gästetrainer Patrick Glöckner auf die kuriose Szene kurz nach der Pause angesprochen wurde. „Das ganze Tor ist frei und wir köpfen genau unseren eigenen Mann an. In den Momenten denkst du, was hast du jetzt verbrochen. Es kann ja nicht sein, dass man als Mannschaft so bestraft wird“, haderte der 48-Jährige nach der Partie bei MagentaSport.
Der Löwe schüttelt sich
Und doch hatte auch Glöckner nach Abpfiff ein Lächeln auf dem Gesicht. Und zwar aus mehreren Gründen. Nach einer harmlosen ersten Hälfte – ausgerechnet Ex-Löwe Valmir Sulejmani hatte Hannover II in Führung gebracht – schüttelte sich der Löwe zunächst und drückte auf den Ausgleich, Dickson Abiama scheiterte knapp per Hacke. Zur Wahrheit gehört auch, dass Keeper Marco Hiller (Note 1) rund um die Stunden-Marke zweimal überragend im Eins-gegen-Eins parierte. Zudem klärte Angreifer Maxi Wolfram einmal auf der Linie.
Sechzig lebte weiter und drehte innerhalb von zehn Minuten die Partie. Zunächst nutzte Tunay Deniz einen Stellungsfehler von 96-Keeper Wechsel aus und schoss einen Freistoß aus dem Halbfeld schlitzohrig ins kurze Eck. „Ich bin bekannt für meine Geniestreiche“, erklärte der Kunstschütze nach Abpfiff – und lobte Joker Julian Guttau, der per traumhaftem Volley die Löwen-Führung besorgte: „Gutti hat einen sehr guten Schuss. Den trifft er einfach perfekt.“ Beim dritten Treffer hatte erneut Deniz seine Füße im Spiel, servierte einen Freistoß butterweich auf den Kopf des eingewechselten Patrick Hobsch, das 1:3. Einen Verfolger endgültig abgehängt, die anderen distanziert – viel wichtiger konnte ein Sieg kaum sein.
Doch nach jedem noch so schönen Auswärtssieg in dieser Saison – es war bereits der siebte für die Sechzger – folgte in der Regel ein blutleerer Auftritt im heimischen Grünwalder Stadion. Sollte kommenden Sonntag (13.30 Uhr) gegen Dortmund II nicht passieren, sonst kehrt der Krisenmodus schneller wieder nach Giesing zurück, als es den Löwen lieb ist. Deshalb mahnte Glöckner auch nach Abpfiff: „Wir müssen darauf aufbauen, wir müssen gallig bleiben, wir müssen willig bleiben, wir müssen weiter an uns glauben.“
MARCO BLANCO UCLES