Tobias Reiter übernimmt als Bundestrainer. © IMAGO
Trat überraschend zurück: Uroš Velepec. © Schutt/dpa
Als Schlussläufer ist Philipp Horn zu Staffel-Bronze gelaufen und sackt erschöpft zu Boden. Der 30-Jährige ist zufrieden mit seiner WM. © Fife/AFP
Nove Mesto – Bei der Biathlon-WM behielt Philipp Horn in der Männerstaffel als Schlussläufer die Nerven und sicherte dem deutschen Team die einzige reine Männer-Medaille. Nur drei Tage später verkündete Trainer Uroš Velepec wie aus dem Nichts seinen Rücktritt. Wir haben uns vor dem Weltcup in Nove Mesto, der heute mit dem Sprint der Männer (18.25 Uhr, ARD und Eurosport) startet, mit Bronze-Schlussläufer Horn über die WM, das Trainer-Beben und den Saisonendspurt unterhalten.
Herr Horn, Sie haben zum zweiten Mal mit der Staffel WM-Bronze gewonnen. Welche Medaille war emotionaler, die von 2020 oder von 2025?
Die von 2025. Das Gleiche habe ich schon zu meiner Frau gesagt – 2020 war ich noch naiv genug zu glauben, dass ich jetzt bei den Großen angekommen bin. Aber in Lenzerheide habe ich an die vielen Enttäuschungen zurückgedacht, wie ich mehrmals aus dem Weltcup-Team geflogen bin. Und letztendlich dann gut genug zu sein, um in der Staffel als Schlussläufer das Ding nach Hause zu laufen, das war schon sehr, sehr emotional.
In den Einzelrennen seid ihr aber kaum unter die Top-Ten gelaufen. Woran liegt es, dass der Abstand zu den Top-Nationen so groß ist?
Wenn wir das wüssten, würden wir was ändern. Oft haben wir ansehnliche Laufleistungen gebracht, aber am Schießstand nicht unsere Trainingsleistung rübergebracht. Bei der WM war es teilweise andersrum. Man muss leider sagen, die großen Teams – Frankreich, Norwegen – sind einfach besser und es muss für uns alles absolut perfekt laufen, dass wir dagegenhalten und sie an einem guten Tag auch schlagen können.
Sie haben Veränderungen angesprochen: Kurz nach der WM gab es eine große. Können Sie den Rücktritt von Ihrem Trainer Uroš Velepec nachvollziehen?
Ich habe schon gemerkt, dass es Spannungen zwischen Trainer und der sportlichen Leitung (Felix Bitterling, Anm. d. Red.) gab, dass es da einfach Differenzen gab, die beide Seiten nicht klären konnten. Wir haben uns auch schon gedacht, dass es eventuell sein kann, dass er nach der Saison sagt: Das war seine letzte. Aber ich hätte auf gar keinen Fall gedacht, dass es noch in dieser Saison passiert.
Um welche Differenzen ging es?
Felix ist jemand, der auf jeden Fall jetzt schon an die nächsten Jahre denkt, was auch absolut richtig ist, und ich hatte nicht das Gefühl, dass wir trainingstechnisch auf dem richtigen Weg sind. Er sucht nach Ansätzen, wie man das Ganze verbessern kann. Und ich würde sagen, seine Ideen waren nicht kompatibel mit der Trainingsphilosophie, von der Uroš überzeugt ist. Das sind beides starke Persönlichkeiten mit eigenen, in dem Fall wohl unterschiedlichen Ansichten.
Ab sofort übernimmt Tobias Reiter, der vorher das Team im IBU-Cup – der zweiten Liga – betreute. Was versprechen Sie sich von ihm?
Ich kenne Tobias natürlich schon ganz gut, weil ich auch die letzten Jahre hier und da mal im IBU-Cup unterwegs war. Damals war auch Jens Filbrich (mittlerweile Trainer im Weltcup-Team, Anm. d. Red.) unser Lauftrainer und die haben auch gut harmoniert. Das wird sicher gut funktionieren.
Was brauchen Sie persönlich von einem Trainer?
Was ich aber im Winter auf jeden Fall brauche, ist Hilfe bei der mentalen Einstellung – dass ich Selbstvertrauen habe und auch die Motivation, vor einem Rennen zu 100 Prozent bereit zu sein. Und das kann der Tobi wirklich gut. Ich fand früher schon immer seine Ansprachen extrem stark. Er hat mal Videos oder Zitate gezeigt oder Motivationsreden gehalten, die mich total gut auf die Wettkämpfe eingestellt haben. Da freue ich mich echt drauf, wenn er das im Weltcup genauso macht.
Jetzt steht das letzte Trimester an.
Das sind noch mal drei extrem wichtige Wochen für mich. Ich habe mir jetzt ein gutes Gefühl erarbeitet und genau da möchte ich weitermachen. Ich habe mir ein gewisses Selbstvertrauen erarbeitet und habe jetzt einfach Bock auf Rennen.
INTERVIEW:
ALEXANDER VORMSTEIN