„Es ist eine extreme Drucksituation!“

von Redaktion

Stephan Hain über die Krise seiner beiden Ex-Vereine 1860 und Haching

Hain im Abstiegskrimi 2015 gegen Kiel. © Imago

Kennen sich bestens: Schwabl (li.) und Hain. © Imago

Angespannte Nerven, gedrückte Stimmung. Der Abstiegskampf zehrt an einem Verein, das müssen derzeit auch die Löwen (Tabellen-14.) und Unterhaching (20.) schmerzhaft erfahren. Ex-Stürmer Stephan Hain kennt beide Clubs bestens, leidet mit. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über die brenzlige Situation.

Wie bitter ist der Blick auf die Drittliga-Tabelle?

Ich schaue, gerade mit Blick auf Haching, nicht gerne auf die Tabelle. Aber nach 26 Spieltagen ist es kein Zufall mehr.

Wo liegen die Gründe für die aktuelle Situation der Clubs? Starten wir mit Unterhaching…

Abgänge wie Fetsch, Hobsch, Vollath, Krattenmacher und Keller konnten nicht so ersetzt werden, wie erhofft. In der 3. Liga geht es oft auch ums Mentale. Da wurden vielleicht nicht die richtigen Lösungen gefunden.

Lässt man in dieser schwierigen Situation die alten Kollegen in Ruhe oder gibt es Kontakt?

Na ja, sie haben mich bislang nicht gefragt, ob ich als Spieler zurückkehren möchte (lacht). Im Ernst: Kontakt ist natürlich da zu einigen alten Mitspielern. Ich mache auch Workshops im Ernährungsbereich für das NLZ.

Wie erleben Sie Haching-Präsident Manni Schwabl in dieser harten Zeit?

Er leidet wahrscheinlich wie kein Zweiter, wenn man weiß, wie viel Zeit und Geld er da reinsteckt. Es ist einfach für den ganzen Club eine sehr frustrierende Zeit. Auch mit dem Jubiläum im Sommer (100-jähriger Geburtstag; Red.) hätte man sicher ganz andere Ambitionen gehabt.

Und wo hakt es bei 1860?

Von den Namen her erwartet man Sechzig weiter oben, wenn ich sie aus der Ferne betrachte. Schwer einzuschätzen, was da einfach nicht passt. Irgendetwas scheint dort nicht so zu greifen, wie man sich es vorgestellt hat.

Sie haben viele Erfahrungen im Abstiegskampf als Spieler gesammelt. Nehmen Sie uns doch einmal mit in das Seelenleben eines Fußballers in diesen schwierigen Momenten…

Es ist eine extreme Drucksituation, da brauchen wir uns nichts vormachen. Damit muss man erst einmal zurechtkommen. Man muss auch im Kopf cool bleiben. Das Team darf sich nicht zerfleischen, das ist Gold wert.

2014/2015 retteten Sie sich mit den Löwen gegen Kiel in der Relegations-Nachspielzeit. Was für Erinnerungen haben Sie an diese verrückten Tage?

Das war extrem, wirklich extrem. Eine enorme Drucksituation. Wir hatten alles zu verlieren. Ich habe die Tage als sehr angespannt in Erinnerung. Das hat man im Spiel gemerkt. Irgendwie haben wir es geschafft, der ganze Druck ist abgefallen.

Kling hart, aber: Ist es bei einem Spieler im Hinterkopf, dass bei einem Abstieg auch Arbeitsplätze von Mitarbeitern auf dem Spiel stehen?

Ja. Es ist zwar nicht der primäre Gedankengang. Aber man weiß schon, was das bedeutet für den Verein und dass an einem Abstieg viel dranhängt. Es ist einem bewusst, dass der Abstieg einen Einschnitt bedeuten würde für viele Menschen.

Im Herbst sagten Sie, Haching und 1860 halten die Klasse…

Oh, da habe ich mich in etwas reingeritten (lacht). Ich sage Sechzig packt`s, die Qualität sollte den Klassenerhalt hergeben. Bei Haching müsste ein Wunder passieren. Ich würde es Ihnen wünschen, aber es ist unrealistisch – leider!


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