Die Fanlager der Vereine schätzen sich sehr. © IMAGO/Hoermann
Bochums Kapitän Anthony Losilla (li.) im Duell mit Bayerns Leon Goretzka, dessen Karriere einst beim VfL begann und der im Ruhrpott immer noch viele Sympathien genießt. © Imago/Mueller
Am Samstag (15.30 Uhr) empfängt der FC Bayern in der Bundesliga den VfL Bochum. Die Vereine pflegen eine jahrzehntelange Fanfreundschaft. Routinier Anthony Losilla (38) erlebte die gegenseitigen Sympathien mehrmals hautnah mit, wie er im Interview mit unserer Zeitung erzählt. Zudem schwärmt der VfL-Kapitän von Bayern-Star Leon Goretzka – ein Idol auch für Losillas Sohn.
Herr Losilla, der VfL Bochum und der FC Bayern pflegen seit mehr als fünf Jahrzehnten eine Fanfreundschaft. Freuen Sie sich als Spieler über Erfolge der Münchner?
Solange sie nicht gegen uns gewinnen… (lacht) Im Ernst: Es ist immer schön, wenn Fans verschiedener Mannschaften gut miteinander umgehen. Ich erinnere mich noch an mein allererstes Spiel für Bochum in München: Wir haben 2021 mit 0:7 verloren. Wir Spieler hatten einen Riesen-Hals. Aber unsere Fans haben trotzdem weitergefeiert. Das war unglaublich.
Fühlen sich Niederlagen gegen Bayern also am besten an?
Nein. Es ist immer ärgerlich, wenn man verliert. Auch wenn die Bayern eine ganz große Nummer sind, will man gegen sie keine Klatsche kassieren. In meinen neun Duellen gegen Bayern haben wir immerhin auch zweimal gewonnen.
In der vergangenen Saison gab es ein 3:2, 2022 haben Sie die Münchner zu Hause überraschend souverän mit 4:2 besiegt.
Das waren Feiertage, einfach großartige Erlebnisse, die man niemals vergisst. Gegen das Starensemble um Robert Lewandowski & Co. haben wir vor drei Jahren zur Halbzeit mit 4:1 geführt. In der Pause haben wir uns in der Kabine angeguckt und uns gefragt, was denn hier eigentlich los ist. (lacht) Das war wirklich grandios!
An welches Erlebnis zwischen Bayern und Bochum erinnern Sie sich noch gerne zurück?
Es gibt zwischen den Clubs ja auch schöne Erlebnisse abseits des Platzes. Anfang des Jahres durfte ich beispielsweise auf der Geburtstagsparty unserer Ultras dabei sein. Dort habe ich auch einige Bayern-Fans getroffen und mich mit ihnen angenehm unterhalten. Ich fand es auch richtig cool, dass sie diesen weiten Weg von München nach Bochum extra auf sich genommen haben. Das zeigt, welch tolles Verhältnis zwischen den beiden Vereinen herrscht – so etwas gibt es nicht oft im Profifußball.
Am Samstag geht es für Ihre Fans in die Allianz Arena. Was erwarten Sie?
Spiele gegen Bayern sind immer sehr schwierig. Die Münchner sind gut drauf. Unter Kompany haben sie ihr Gegenpressing verbessert. Wir brauchen in jedem Fall eine Top-Leistung, um die Bayern zu ärgern. Möglicherweise rotieren sie auch zwischen den beiden Leverkusen-Spielen. So oder so: Wir müssen unsere Struktur halten und stabil bleiben. Und die paar Chancen, die sich ergeben, müssen wir nutzen. Dass wir auch großen Mannschaften Probleme bereiten können, haben wir in dieser Saison schon gegen Dortmund (2:0), Leipzig (3:3) und Leverkusen (1:1) gezeigt.
Ex-Bochum-Profi Leon Goretzka war zu Saisonbeginn teilweise nicht mal im Kader der Bayern. Inzwischen blüht der Verkaufskandidat wieder auf. Wie nehmen Sie seine Situation wahr?
Für mich war er schon immer ein grandioser Spieler. Es ist Wahnsinn, wie gut er mit seiner Situation umgegangen ist. Seine Mentalität ist beeindruckend. Ich habe so viel Respekt vor ihm. Das erste Mal habe ich mit Dynamo Dresden gegen ihn gespielt, als er noch beim VfL war. Schon damals habe ich gemerkt, dass er riesiges Potenzial hat. Er ist nicht nur defensiv stark, sondern auch offensiv gefährlich.
Klingt wie eine Ode an ihn.
Für mich ist er einfach ein fantastischer Spieler. Letztes Jahr habe ich sein Trikot nach dem Spiel bekommen. Mein Sohn und ich sind sehr stolz darauf. Jeder Bochumer ist stolz auf Goretzka.
INTERVIEW: PHILIPP KESSLER