Bochums Held: Matus Bero (links). © IMAGO/Schueller
München – So etwas hatte es in der 125-jährigen Geschichte des FC Bayern noch nie gegeben: Im Vergleich zum 3:0-Erfolg gegen Bayer Leverkusen unter der Woche veränderte Trainer Vincent Kompany seine Mannschaft am Samstag gegen den VfL Bochum auf zehn (!) Positionen. Lediglich Leon Goertzka stand in beiden Partien in der Startelf. Doch die Rotation ging total in die Hose: Die Münchner mussten sich trotz 2:0-Führung mit 2:3 (2:1) geschlagen geben.
„Wir suchen keine Ausreden und Entschuldigungen, wir haben verloren. Wir werden es analysieren und müssen die Verantwortung dafür übernehmen“, stellte sich der 38-jährige Belgier nach Abpfiff der Kritik. Die Idee, die hinter der Generalüberholung der Anfangsformation stand, war gut gemeint: Kompany wollte seine Stars im Hinblick auf das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am Dienstag gegen Bayer Leverkusen (21 Uhr, Amazon Prime Video) schonen. „Es ist wichtig, dass wir uns auf die Reaktion konzentrieren“, gab sich der Coach kämpferisch.
Die Partycrasher aus Bochum hingegen feierten. Trainer Dieter Hecking war „glückselig“, eine Rettung des abstiegsbedrohten VfL ist wieder in Reichweite. Auch Timo Horn war selig nach seinem ganz persönlichen kleinen Fußball-Wunder. „Das ist ein Moment für die Ewigkeit und Balsam für die Seele“, sagte der Torhüter und strahlte. Zuletzt gegen Hoffenheim (0:1) noch der Buhmann, jetzt mit Monsterparaden gegen Dier oder Musiala der Held beim ersten VfL-Triumph beim FCB seit fast 34 Jahren – dieser Dreier, sagte Horn nach seinem ersten Erfolg gegen den Rekordmeister im 13. Anlauf, „fühlt sich an wie zehn Punkte“.
Zwar war die Niederlage unnötig, doch locker verkraftbar – weil auch Verfolger Bayer gegen Bremen (0:2) patzte. „Dadurch, dass Leverkusen verloren hat, bleibt alles beim Alten und beide Teams gehen mit einer Niederlage ins Rückspiel“, lautet das Fazit von Sportchef Max Eberl.
Dabei sah es zu Beginn ganz danach aus, als würden die Bayern ihren Vorsprung in der Tabelle auf elf Punkte ausbauen können: Raphael Guerreiro brachte die Hausherren mit einem Doppelpack (14./28.) in Führung. Doch dann sah Joao Palhinha die Rote Karte und das Unheil nahm seinen Lauf: Jako Medic (31.), Ibrahima Sissoko (51.) und Matus Bero (71.) drehten die Partie für den VfL.
Zwischenzeitlich hatte Kompany mit einem Vierfach-Wechsel in Person von Harry Kane, Jamal Musiala, Michael Olise und Konrad Laimer versucht, seine Mannschaft wachzurütteln – ohne Erfolg. Es blieb bei der zweiten Bundesliga-Pleite in dieser Spielzeit. „Jedes Mal, wenn wir in dieser Saison verloren haben, sind wir mit viel Feuer und Entschlossenheit ins nächste Spiel gegangen. Das werden wir am Dienstag brauchen“, kündigte Torjäger Kane an.
MANUEL BONKE