Blauer Traumstart: Die Löwen feiern das frühe 1:0 nach einer von BVB-Talent David Lelle ins eigene Tor abgelenkten Danhof-Hereingabe. © Sampics / Stefan Matzke
München – Um 15.25 Uhr war es vollbracht. Die 1860-Profis auf dem Rasen schnauften tief durch, einige der 15 000 Zuschauer rissen sogar die Arme nach oben. So sieht es aus, wenn eine viermonatige Leidenszeit endet. Am 9. November, einem trüben Herbsttag, hatten die Löwen ihr zweites und bis gestern letztes Heimspiel gewonnen (3:0 gegen Mannheim). Am 9. März, einem herrlichen Frühlingstag, durfte endlich Heimsieg Nummer drei gefeiert werden: 1:0 (1:0) gegen Borussia Dortmund II.
„Es war ein hartes Stück Arbeit“, bilanzierte Stadionsprecher Sebastian Schäch erleichtert, denn nach früher Führung durch eine abgefälschte Danhof-Flanke (8.) hatten es die Löwen versäumt, eine von mindestens einem halben Dutzend klarer Chancen zu verwerten. Als wäre der rosa Elefant namens Heimkomplex, den Trainer Patrick Glöckner so gerne zitiert, höchstpersönlich vor dem Tor der BVB-Talente gestanden. Sein Versuch, das Thema von der Mannschaft fernzuhalten, schien zu funktionieren, und auch die Schlagzeilen zum Heimfluch hatten zumindest keinen negativen Effekt. Überhaupt konnte Glöckner gestern mehr als zufrieden sein mit seiner im Vergleich zu Hannover (3:1) auf nur einer Position (Hobsch für Philipp) veränderten Elf. Der Sprung auf Platz 11, erstmals in dieser Saison, war der verdiente Lohn einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Eigentor des Gegners, Chancenwucher und am Ende mit Mann und Maus verteidigt – Abstiegskampf, mit Leidenschaft vorgetragen wie gestern, kann auch unterhaltsam sein.
„Das Wichtigste war, dass wir endlich so einen Löwen-Fight über 90 Minuten geliefert haben“, sagte Glöckner bei MagentaSport: „Wir haben alles reingeschmissen, was wir hatten. Nur aufgrund unseres Chancenwuchers ist das Spiel bis zum Schluss spannend geblieben. Normal musst du hier schon mit 2:0 oder 3:0 in die Halbzeit gehen.“ Elongo-Yombo kam dem Ausgleich mit einem Pfostentreffer recht nahe (68.). In der Summe habe man „fünf, sechs Hochkaräter“ verpasst, bilanzierte der Löwen-Coach, „aber wichtig waren heute nur die drei Punkte.“
Am Ende war es eines der Spiele, bei dem sich keiner gewundert hätte, wenn die Bubis aus Dortmund, die in der 60. Minute ihre erste gefährliche Szene hatten, das Stadion noch mit einem oder drei Punkten verlassen hätten. Der Fußball, gnadenlos-grausam, wie er sein kann, schreibt gerne solche Geschichten. Gestern jedoch nicht, und dass es anders kam, hatten die Löwen einer vom Anpfiff weg vorbildlichen Einstellung zu verdanken. Es gelang nicht alles, speziell im Kombinationsspiel nach vorne, doch der Wille war zu jeder Phase des Spiels erkennbar. Ein echtes Team stand auf dem Platz, was auch das Publikum dankbar honorierte. Nachdem das 2:0 vorne partout nicht fallen wollte, gab es eben Szenenapplaus für Abwehraktionen, u.a. für den überragenden Dulic oder bei einer Kozuki-Grätsche im eigenen Strafraum.
Quasi-Matchwinner Tim Danhof freute sich vor allem, dass zum ersten Mal im neuen Jahr die Null beim Ergebnis hinten stand. „Wenn du vorne das zweite Tor nicht machst, musst du halt bis zum Ende gut verteidigen“, sagte der umtriebige Rechtsverteidiger: „Gerade nach den vielen Gegentoren in den letzten Wochen haben wir das gut hinbekommen.“ Über seinen am Ende goldenen Treffer sagte der Franke: „Tut extrem gut, wenn du auch mal Spielglück hast. Da müssen wir jetzt drauf aufbauen.“
Bereits am Mittwoch geht es weiter für die Löwen. Englische Woche, Teil II – ab 19 Uhr bei Wehen Wiesbaden mit dem beliebten Ex-Löwen Fabian Greilinger.
ULI KELLNER