München – Es war ein kurioser Fußball-Nachmittag für Jonas Urbig: Der 21-jährige Torhüter des FC Bayern bekam bei seinem Startelf-Debüt für den deutschen Rekordmeister fünf Schüsse aufs Tor, drei davon schlugen hinter ihm ein, zwei Versuche der Bochumer konnte er entschärfen. Bei den Gegentoren war Urbig chancenlos, bei seinen Paraden zeigte er gute Reflexe. Trotzdem hatte sich der Winter-Neuzugang seinen ersten Einsatz über 90 Minuten deutlich anders vorgestellt.
Aber was bedeutet das für die Hierarchie im Bayern-Tor? Dass Manuel Neuer weiterhin als Nummer eins gesetzt ist, steht außer Frage – doch wie sieht es dahinter aus? Immerhin tummeln sich neben Urbig mit Sven Ulreich und Daniel Peretz zwei mehr als zuverlässige Neuer-Ersatzmänner im Kader.
Während sich Trainer Vincent Kompany am Freitag bedeckt hielt, preschte Sportvorstand Max Eberl – die treibende Kraft hinter dem Urbig-Transfer – nach dem 2:3 gegen Bochum vor: „Das war auch ein Teil des Gesprächs, als Jonas dann fragte: Und wenn Manu ausfällt? Wenn Manu ausfällt, dann stehst du im Tor! Und das ist jetzt schneller gekommen, als wir alle gedacht hatten.“ Mit dieser Aussage hat Eberl das Torhüter-Juwel also gleich zur neuen Nummer zwei befördert.
Der Sportchef hat vollstes Vertrauen in Urbig, auch im Hinblick auf das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League am Dienstag gegen Leverkusen, auch wegen seiner jüngsten Auftritte: „Das hat er im Spiel am Mittwoch gezeigt, auch wenn er nicht viel zu halten hatte. Trotzdem musst du in so ein Spiel erst mal reinkommen. Auch als Mensch, das ist nicht so leicht. Bei den Toren heute konnte er nichts machen. Und das, was er zu tun hatte, hat er mit Bravour und Souveränität getan. Deswegen haben wir volles Vertrauen.“
Gegen Bochum war zu beobachten, dass der Torhüter der deutschen U21-Nationalmannschaft auch kein Risiko scheut. In der Schlussphase tauchte er im Strafraum des Ruhrpott-Clubs auf und versuchte mit aller Macht dabei zu helfen, den Ausgleich zu erzielen. Selbstvertrauen hat Urbig auf alle Fälle, was ihm jedoch fehlt, ist die Spielpraxis. Beim Zweitligisten 1. FC Köln ging er als Nummer eins in die Saison und stand in den ersten zehn Liga-Spielen im Tor, wurde danach aber durch Marvin Schwäbe verdrängt.
BOK