München – Max Eberl machte dem Rätselraten um den Gesundheitszustand von Aleksandar Pavlovic am Dienstagabend ein Ende. „Er hat ein Pfeiffersches Drüsenfieber. Und das dauert halt“, sagte der Sportvorstand und versuchte, die Aufmerksamkeit schnell wieder auf andere Themen zu lenken. Tatsächlich steckte in dem etwas lapidar klingenden Nebensatz aber schon die Gefahr, auf die sich Pavlovic und der FC Bayern einstellen sollten.
Der Virusinfekt, der durch das Epstein-Barr-Virus hervorgerufen wird, erfordert nämlich Ruhe und vor allem eine lange Pause vom Sport. Denn: Meist verläuft Pfeiffersches Drüsenfieber harmlos. Für Leistungssportler kann eine Infektion aber enorme Folgen haben und das Saison- oder sogar das Karriereende bedeuten – wie bei den ehemaligen Fußballprofis Olaf Bodden und Markus Babbel, 800-Meter-Olympiasieger Nils Schumann oder Schwedens Tennisprofi Robin Söderling.
Bodden, der von 1994 bis 1996 für die Löwen auf Torejagd ging, wurde durch die Krankheitsfolgen so geschwächt, dass er anschließend am Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) erkrankte und in den Rollstuhl musste.
Soweit muss es natürlich nicht kommen, wenn Pavlovic genug Ruhezeit bekommt. Das sei schließlich das Wichtigste, um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden, erklärt Sportmediziner Dr. Milan Dinic gegenüber unserer Zeitung: „Hier gilt: auf keinen Fall zu früh wieder starten. Pfeiffersches Drüsenfieber darf nicht unterschätzt werden – sonst kann es zu ernsten bis lebensgefährlichen Komplikationen kommen. Erkrankte sollten sich vollständig auskurieren – in der Regel bedeutet das einen Sportverzicht von vier bis sechs Wochen nach der Akutphase.“
Der Nationalspieler dürfte dem Rekordmeister demnach also noch längere Zeit fehlen, wie schnell er danach wieder zurück zu seinem Top-Niveau kommt, ist ebenfalls offen.
Schließlich muss der 20-Jährige nach seiner Genesung behutsam wieder ins Training einsteigen. Stöße oder Bälle in den Bauch oder die Brust könnten aufgrund der vergrößerten Milz nämlich zu einem Milzriss und potenziell lebensgefährlichen inneren Blutungen führen. „Belasten sich Sportler zu früh wieder körperlich, ist auch ihr Risiko für Komplikationen erhöht – das kann von Herzrhythmusstörungen über Herzschwäche bis zum plötzlichen Herztod reichen“, erklärt Sportmediziner Dinic. „Deshalb ist eine ausreichende Sportpause, bis sich die Erkrankten wieder vollständig gesund und leistungsfähig fühlen, bei Leistungssportlern absolut einzuhalten.“
Für Pavlovic setzt sich so ein bitterer roter Faden in der noch jungen Karriere fort. Die Heim-EM im letzten Jahr verpasste der Youngster aufgrund er Mandelentzündungen. Später unterzog er sich deshalb einer Mandel-OP, brach sich im vergangenen Oktober dann auch noch das Schlüsselbein. Nun folgt die nächste lange Pause aufgrund einer Virusinfektion.
Pavlovic verpasst dadurch auch die anstehende Länderspielpause, laut seinem Trainer ist auch die WM 2026 in Gefahr: „Wenn der Rhythmus so bleibt, wie er jetzt ist, dass er maximal 50 Prozent spielt, wird es eng“, sagte Julian Nagelsmann zuletzt der „FAZ“.
VINZENT TSCHIRPKE