Ist das nicht? Ist er doch! Der ehemalige Bayer Benjamin Pavard (M.) gehört zum Stammpersonal von Inter. Mit ihm gelang gegen Rotterdam am Dienstag ein 2:1. © IMAGO/van Dorst
München – Mailand, da war doch was! Und zwar für den FC Bayern Erinnerungen in jegliche Richtung. Zeitlich präsenter ist das Trauma von 2010, das mit 0:2 verlorene Champions-League-Finale unter Louis van Gaal, bei dem von den heute noch Aktiven zumindest Thomas Müller auf dem Platz stand. Deutlich präsenter in den roten Herzen allerdings ist der 23. Mai 2001. „Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben“ war es im Giuseppe-Meazza-Stadion in der Tat, zum ersten Mal nach 25-jähriger Abstinenz stemmte der Rekordmeister im „San Siro“ nach dem Elfmeterschießen gegen Valencia den Henkelpott in die Mailänder Nacht. Erinnerungen, die bleiben – und in den kommenden Wochen bis zum Viertelfinal-Duell mit Inter immer wieder Thema sein werden.
Wann im Jahr 2025 der gute Tag sein wird, um Geschichte zu schreiben, steht noch nicht final fest. Erst Ende der Woche wird die UEFA die genauen Termine der Runde der besten Acht ansetzen, für das Rückspiel in der norditalienischen Lombardei stehen der 15. und 16. April zur Auswahl. An diesem Tag aber, so ist der Plan, will das Team von Vincent Kompany den Rasen bereits mit einem Puffer aus dem Hinspiel (8./9. April) betreten. Dass die Aufgabe „knifflig“ wird, betonte Inter-Trainer Simone Inzaghi nach dem 2:1 (1:1) im Achtelfinal-Rückspiel gegen Feyenoord Rotterdam bereits: „Ich habe schon mit Inter und Lazio gegen sie gespielt, und sie sind solide.“ Sein Plan: „So weiterspielen wie bisher und alles reinhauen.“ Und das darf durchaus als Warnung verstanden werden.
Inter nämlich spielt eine blitzsaubere Saison und gilt aktuell nicht ohne Grund als die beste Mannschaft Italiens. Anders als die Bayern sind die „Nerazzurri“ noch in allen drei Wettbewerben dabei. Die Tabellenspitze in der Serie A ist enger als die der Bundesliga, Inter hat nur einen Zähler Vorsprung auf den SSC Neapel. Aber im Pokal wartet nach dem jüngsten 2:0 gegen Lazio Rom das Halbfinale. Ins Achtelfinale der Champions League waren die Mailänder übrigens direkt eingezogen. Kurios: Die einzige Niederlage aus der Vorrunde musste Inter ausgerechnet gegen Bayer Leverkusen einstecken – das gegen Bayern im Achtelfinale chancenlos war.
Das Duell gegen Rotterdam wurde insgesamt mit 4:1 gewonnen, am Dienstag trafen beim 2:1 Marcus Thuram (12.) und Hakan Calhanoglu (51./Foulelfmeter) – also zwei der vielen ehemaligen Bundesliga-Spieler im Kader von Inzaghi. Allen voran: Die Ex-Bayern Yann Sommer und Benjamin Pavard, die seit 2023 zum Stammpersonal des 20-maligen italienischen Meisters gehören. Außerdem Deutschland-Erfahrung haben Yann Bisseck (Köln), Çalhanoglu (Leverkusen/HSV), Henrikh Mkhitaryan (Dortmund), Thuram (Mönchengladbach) und Arnautovic (Bremen). Anders als der FC Bayern (am Dienstag 26,8) hat Inter eine vergleichsweise alte Startelf – 30,4 Jahre gegen Rotterdam.
Man kann das Alter auch mit Erfahrung gleichsetzen. So oder so aber wissen sie Bayern, dass sie zwei gute Tage brauchen – für mehr positive Erinnerungen an Mailand und die Chance, den Henkelpott heuer in den Münchner Nachthimmel zu recken.
H. RAIF, V. TSCHIRPKE,
M. BONKE