Der Jubel nach dem Sieg war riesengroß. Jetzt warten noch vier Spiele bis zum Finale in München. © Imago
München – Die Genugtuung war den Bayern anzumerken. „Wir haben ein Stück weit die Statik im deutschen Fußball heute wiederhergestellt“, sagte CEO Jan-Christian Dreesen mit einem Lächeln bei seiner Bankett-Rede im Kölner Hyatt-Hotel, nachdem sein FCB zuvor mit 2:0 auch das Rückspiel gegen Leverkusen für sich entschieden hatte. In Summe ergeben die zwei Achtelfinal-Partien ein 5:0 – ein klarer Sieg, der die Frage nach der Vormachtstellung im deutschen Fußball mehr als deutlich beantwortet hat.
Auch Max Eberl war darüber erleichtert. Die Diskussionen um eine mögliche Underdog-Rolle des FCB gegen die Werkself haben das bayerische Selbstverständnis gekränkt, ein Aus im Achtelfinale wäre für die sportliche Führung ein Super-GAU gewesen. „Wir haben in beiden Spielen dominiert, in beiden Spielen Tore gemacht und in beiden Spielen kein Tor bekommen. Dann bist du auch in der Höhe verdient weiter“, erklärte der Sportvorstand. Der Ergebnisfluch gegen die Elf von Xabi Alonso (sechsmal sieglos) sei nun endgültig gebrochen: „Leverkusen hat in den letzten 18 Monaten Herausragendes geleistet. Aber jetzt sind wir wieder da. Wir sind Erster in der Bundesliga mit acht Punkten vor und unter den letzten Acht in Europa.“
Die Ausgangslage vor dem Saisonfinale ist für den Rekordmeister in der Tat blendend: Der Meistertitel ist dem Team von Vincent Kompany kaum mehr zu nehmen, auf dem Weg zum Titel dahoam wartet mit Inter Mailand zwar ein schwieriger, aber dennoch machbarer Gegner. „Sie haben zehn Spiele in der Champions League gespielt mit nur zwei Gegentoren. Also wirklich ein schwerer Brocken“, warnte Dreesen. „Es gibt gute und schlechte Erinnerungen an Mailand und wir nehmen die besseren – und deswegen freuen wir uns auf diese zwei Viertelfinal-Partien im April mit dem ersten zu Hause!“
Für Matthias Sammer ist der FC Bayern nach dem Ausscheiden von Liverpool (im Elfmeterschießen gegen Paris rausgeflogen) nun sogar Favorit auf den Henkelpott – eine Rolle, die der Rekordmeister gerne annimmt. „Wenn man so eine Übermannschaft der letzten 18 Monate bespielt, hat man das Recht weiter zu träumen“, sagte Eberl selbstbewusst. „Wenn wir diese Leistung der beiden Leverkusen-Spiele konservieren, sind wir auf einem guten Weg.“ Entscheidend dafür ist auch, dass sich zahlreiche Spieler rechtzeitig für die heiße Saisonphase in Topform befinden.
Harry Kane, der auch in dieser Spielzeit zwar konstant trifft, zu Beginn des Jahres aber für seine Spielweise in der Kritik stand, brillierte gegen Bayer nicht nur mit insgesamt drei Toren – sondern kämpfte auch defensiv und bereitete außerdem das 2:0 durch Alphonso Davies vor. „Warum wir um Phonzy lange gekämpft haben, hat er in den letzten Wochen bewiesen. Nachdem er vielleicht ein, zwei Jahre ein bisschen in der Entwicklung stagniert ist, ist Vincent Kompany für ihn ein Glücksfall. Er ist einer der besten Linksverteidiger“, lobte Eberl. „Und Harry Kane ist einfach einer der Führungsspieler der Gruppe. Er ist ein Top-Profi und hat sich belohnt, weil er der erste Engländer ist, der zehn Tore in einer Champions-League-Saison geschossen hat.“
Aus Sicht des FC Bayern dürfen gerne noch mehr dazukommen – Kane hat dafür in den Partien gegen Inter (8./9. und 15./16. April) die nächsten Möglichkeiten.
V. TSCHIRPKE, M. BONKE, H. RAIF