Bedient nach dem Aus: Arne Slot. © Darren Staples/AFP
Der Matchwinner: Gianluigi Donnarumma. © Oli Scarff/AFP
Liverpool – Gianluigi Donnarumma verschwand unter einer Traube seiner Mitspieler. Der Elfmeterheld im Tor von Paris St. Germain war beim spektakulären Weiterkommen an einem denkwürdigen Abend in der Champions League zum großen Matchwinner avanciert – und dabei doch nur einer von vielen Gewinnern. „Wir haben gezeigt, dass wir ein echtes Team sind“, sagte PSG-Trainer Luis Enrique nach dem 4:1 im Elfmeterschießen im packenden Achtelfinal-Rückspiel beim FC Liverpool am Mikrofon von Canal Plus.
Nach 120 Minuten hatte es nach zwei hochklassigen Spielen noch keinen Sieger gegeben. Das Hinspiel gewannen die Reds in Frankreich glücklich mit 1:0, vor allem dank einer Weltklasse Leistung ihres Schlussmannes Alisson Becker. PSG nutzte an der Anfield Road nach dem Chancenwucher im ersten Duell diesmal durch Ousmane Dembelé (12.) eine seiner abermals zahlreichen Möglichkeiten und egalisierte somit früh das Ergebnis aus dem Hinspiel. Vorrundensieger Liverpool jagte dem erlösenden Treffer vergeblich hinterher. In einer nimmermüden Partie hatten beide Teams immer wieder gute Möglichkeiten, jedoch blieb es bei diesem 0:1 aus Sicht des FC Liverpool und brachte den knapp 61.000 Zuschauern in Anfield eine nicht minder spannende Verlängerung.
PSG hielt dem Druck des designierten englischen Meisters in der regulären Spielzeit stand und war in der Verlängerung dann wieder die bessere Mannschaft, konnte jedoch auch keinen Lucky Punch mehr setzen. Im finalen Shootout parierte Donnarumma gegen Darwin Nuñez und Curtis Jones, während seine Teamkollegen alle vier Elfmeter im Tor unterbrachten. Im Viertelfinale bekommt es die Enrique-Elf nun mit Aston Villa oder dem FC Brügge (Hinspiel 3:1) zu tun.
„Es war eine großartige Leistung. Wir haben es wirklich verdient, über die zwei Spiele weiterzukommen, ohne Zweifel“, sagte der stolze Kapitän Marquinhos, der mit PSG nun zum Kreis der Top-Favoriten auf den Titel zählt.
Beim FC Liverpool war der Frust dagegen groß. Sie hatten die erste Phase im reformierten Champions-League-Modus dominiert und souverän Rang eins in der Tabelle geholt. Das bescherte dem englischen Top-Club zwar eine längere Pause – wie sieben weiteren Teams – bewahrte ihn aber nicht vor dem Duell mit dem französischen Meister im Achtelfinale. Paris hatte sich in der Ligaphase extrem schwergetan und war gerade so noch in die Playoffs gekommen.
„Das ist das Format, in dem wir spielen, und das müssen wir akzeptieren“, sagte Liverpool-Coach Arne Slot nach dem Ausscheiden seiner Mannschaft. Der 46-Jährige stellte den neuen Modus der Champions League aber auch infrage. „Man muss darüber nachdenken, wie viel es wert ist, wenn man in der Ligaphase Erster wird, wenn du dann in der nächsten Runde auf Paris Saint-Germain treffen kannst.“
Die Meisterschaft in der Premier League ist den Reds im ersten Jahr nach der Ära Jürgen Klopp zwar kaum noch zu nehmen und im EFL-Cup kann man am Sonntag gegen Newcastle (17:30 Uhr) den ersten Titel unter Slot klar machen. Das Traumziel Champions-League-Triumph bleibt aber unerfüllt. Die klare Verbesserung im Vergleich zum Hinspiel war nicht genug. „Es war eine unglaubliche Leistung, vor allem, wenn man es mit letzter Woche vergleicht“, lobte Slot, der vom „besten Fußballspiel“ sprach, an dem er je beteiligt gewesen sei: „Es hatte alles, was man sich von einem Spiel wünscht. Aus Liverpooler Sicht hätten wir nach 90 Minuten zumindest ein Unentschieden verdient gehabt.“
SID, DPA