Grenzenloser Jubel nach dem 4:3: Trainer Xabi Alonso feiert mit dem Siegtorschützen Patrik Schick. © Kienzle/AFP
Stuttgart – Nach der irren Aufholjagd eilte Xabi Alonso aufs Feld und herzte völlig losgelöst jeden einzelnen seiner Last-Minute-Experten. Der Meister hat die erfolgreiche Titelverteidigung noch nicht abgehakt – und ist nach einem späten Comeback wieder näher dran an den Bayern. Durch das turbulente 4:3 (0:1) beim VfB Stuttgart beendete Leverkusen nach drei Pflichtspielpleiten nicht nur seine Negativserie: Die Werkself, die schon in der Vorsaison immer wieder spät zugeschlagen hatte, nutzte auch den Patzer von Bayern München und rückte bis auf sechs Punkte an die Spitze heran.
„Die Luft ist nicht raus“, sagte Nationalspieler Jonathan Tah bei DAZN: „Wir haben nicht gut angefangen, aber wir haben uns nicht aufgeben und irgendwie dran geglaubt. Vielleicht brauchst du manchmal genau solche Siege, um zu zeigen, dass der Spirit noch da ist.“
Ermedin Demirovic (15.), Nick Woltemade (48.) und ein Eigentor von Granit Xhaka (62.) sorgten vor 59 000 Zuschauern für einen zwischenzeitlich komfortablen Vorsprung des VfB. Jeremie Frimpong (56.), Piero Hincapié (67.), ein Eigentor von Angelo Stiller (88.) und Patrik Schick (90.+4) bescherte Leverkusen jedoch den lange nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg. Bayern hatte am Vortag durch das 1:1 bei Union Berlin Punkte liegengelassen, wovon Bayer nun profitierte. Der VfB hingegen ist seit inzwischen fünf Bundesligapartien ohne Sieg – und muss um die erneute Qualifikation für den Europapokal bangen.
Nach dem Aus in der Champions League gegen die Bayern und der ungewohnten Niederlagenserie hatte sich Bayer-Trainer Alonso vor der Partie betont gelassen gegeben. Er spüre den „gleichen Druck, nicht mehr“, versicherte der Spanier. Nahezu unbeeindruckt zeigten sich dann auch seine Profis, die in Stuttgart zunächst mehr vom Spiel hatten.
Der VfB aber biss sich nach und nach in die Partie – und belohnte sich nach einer Viertelstunde: Den Schuss von Jamie Leweling aus kurzer Distanz konnte Bayer-Keeper Lukas Hradecky noch parieren, gegen den Abstauber von Demirovic war der Finne aber machtlos. Schick verpasste für Bayer die schnelle Antwort, als er den Ball aus zentraler Position nach einer Flanke über das Tor setzte (21.). Beim Double-Sieger machte sich das Fehlen von Florian Wirtz bemerkbar.
Nachdem Enzo Millot kurz vor der Pause das 2:0 verpasst hatte, machte es Woltemade kurz nach Wiederanpfiff besser und erhöhte auf 2:0. Diesmal aber gelang der Werkself der rasche Gegenschlag, Frimpong traf per Flachschuss aus halbrechter Position im Strafraum.
Doch nur kurz darauf war der alte Abstand wiederhergestellt: Demirovic scheiterte nach einem überfallartigen Angriff noch an Hradecky, von dem Keeper prallte der Ball allerdings zu Xhaka, der ihn unfreiwillig ins eigene Tor bugsierte. Wieder hatte Leverkusen eine Antwort parat: Hincapié traf nach einer Ecke. Die Partie schien nun völlig offen und Leverkusen meldete sich in einer verrückten Schlussphase eindrucksvoll zurück – auch im Meisterrennen.
SID