IM BLICKPUNKT

Bayern trauern um Fritz Scherer

von Redaktion

Man sah ihn immer noch auf der Ehrentribüne sitzen, wenn bei Spielen des FC Bayern die Kamera zu den Granden schwenkte. Und in seinem Fall schien die Zeit stillzustehen: Fritz Scherer sah aus der Distanz immer noch so aus wie in den 80er-Jahren, den 90ern, wie immer. Der graue Schopf war das Markenzeichen des Funktionärs. Nun ist er im Alter von 85 Jahren verstorben, wie der Verein am Sonntag mitteilte.

Der Titel, den er in den letzten Jahren trug, lautete Ehrenvizepräsident – und das sagte einiges aus über die Art von Fritz Scherer, im FC Bayern zu wirken. Zwar stand er als Nachfolger von Willi O. Hoffmann von 1985 bis 94 selbst an der Spitze des Vereins (zu einer Zeit, als dieser mit der zehnten Deutschen Meisterschaft den 1. FC Nürnberg als Rekordmeister ablöste) – doch eigentlich arbeitete er lieber in der zweiten Reihe und in den Bereichen, in denen er berufliche Kompetenz mitbrachte: Finanzen, Wirtschaft. 1979 stieg er bei den Bayern als Schatzmeister ein, es war die Rolle, die ihn definierte. Dass er den Titel eines Professors trug, wertete den Club auf, denn zur damaligen Zeit wahrte das akademische Milieu eher noch Distanz zum Fußball. Scherer erschien durch diese Konstellation als leicht exotische, aber durchaus interessante Figur: An der Fachhochschule Augsburg lehrte er Betriebswirtschaft, am Wochenende oder auf den Münchner Europacup-Reisen sah man ihn in den Stadien.

Fritz Scherer war gebürtiger Augsburger – was man auch hörte. Gespielt hatte er in der Jugend des BC Augsburg, der schließlich 1969 mit der Fußballabteilung des TSV Schwaben Augsburg zum FC Augsburg verschmolz, der heute in der Bundesliga spielt. 1971, als Scherer dem FC Bayern beitrat, war der Heutige Bundesligist FCA noch ein Amateurverein. Die Strahlkraft des FC Bayern zog viele aus der schwäbischen Nachbarstadt an. Scherer kletterte bis zur Mitgliedsnummer 418.

Als Präsident hörte Professor Scherer auf, als der FC Bayern sich in einer sportlichen Krise 1994 umstrukturierte und mit Franz Beckenbauer einen Promi an seiner Spitze haben wollte. Kein Problem für ihn, den Lichtkegel des öffentlichen Interesses zu verlassen. Für den FC Bayern übernahm er später bis 2004 die Rolle eines der Geschäftsführer beim Bau der Allianz Arena, bis 2012 blieb er Vizepräsident.
GÜK

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