„Ich bin mit dem Druck gut klar gekommen, bin einfach bei meinem Sprung geblieben“, sagt Wellinger über den ersten deutschen Weltcup-Sieg nach drei Monaten. © Instagram
Vikersund – Andreas Wellinger strahlte wie ein kleines Kind. Gerade einmal zwei Wochen nach dem Silber-Coup von Trondheim hat der Olympiasieger als erster Deutscher die Raw-Air-Tour in Norwegen gewonnen und den Skispringern damit den ersten Titel in diesem so komplizierten Winter beschert. „Es fühlt sich so geil an, wenn man endlich mal wieder ganz oben stehen darf“, sagte Wellinger. „Es war ein richtig geiles Wochenende.“
Nach der schlimmsten Chaos-Woche der Skisprung-Geschichte verspürte er schon bei seinem Tagessieg am Samstag nur schiere Freude. Bei seinem beeindruckenden Erfolg beim Weltcup-Fliegen in Vikersund ließ er sich weder von den Nachwehen des norwegischen Anzugskandals noch vom Windchaos am Monsterbakken aus dem Konzept bringen.
Auch einen Tag später sollte der Wind eine große Rolle spielen. Am Nachmittag wurde erst der Frauen-Wettkampf abgesagt, am frühen Abend stand auch fest, dass die Männer nur in einem Durchgang den Sieger ermitteln. Und hier genügte ihm ein zweiter Platz mit 230,5 Metern, um den mit 60 000 Euro dotierten Gesamtsieg beim skandinavischen Pendant zur Vierschanzentournee perfekt zu machen. Der Tagessieg ging an den herausragenden Slowenen Domen Prevc (247 Meter), der am Samstag noch gestürzt war. Das Podium komplettierte Japans Ryoyu Kobayashi, der 222 Meter weit flog.
„Mega geil. Es war echt ein Tag und eine Performance, wie ich mir das vorstelle. Ich war voll bei mir und habe genau gewusst, was ich tun muss“, sagte Wellinger. Der seit Monaten kritisierte Bundestrainer Stefan Horngacher reagierte erleichtert: „Das ist ein ganz wichtiger Titel. Da sind wir natürlich sehr zufrieden.“ Wellinger schaffte seinen neunten Einzelsieg im Weltcup – den ersten auf einer der insgesamt vier im Betrieb befindlichen Skiflugschanzen. Der Bayer sprach von „einem perfekten Tag“ und reist mit ordentlich Selbstbewusstsein nach Finnland. „Jetzt sind wir wieder da und genießen die Siegerehrung“, sagte Horngacher im ZDF.
Der zuvor letzte deutsche Sieg im Weltcup war Pius Paschke am 15. Dezember in Titisee-Neustadt gelungen, danach hatten die DSV-Adler und vor allem Paschke viele Wochen lang im Leistungsloch gesteckt. Am Freitag hatte Karl Geiger als Dritter in Oslo für den ersten deutschen Podestplatz seit Paschkes Sieg gesorgt.
Am Sonntag war das Frauen-Springen dem Wind zum Opfer gefallen, auch der Samstag verlief turbulent. Ein erster Wettkampfversuch am Morgen wurde nach 21 von 22 Springerinnen wegen massiver Winde abgebrochen, der Wettkampf dann am Nachmittag neu begonnen und nur in einem Versuch ausgetragen.
Prevc: 20. Sieg mit 20 Jahren
Er endete mit dem bekannten Ergebnis: Sloweniens Weltmeisterin Nika Prevc, die am Freitag den Weltrekord auf 236,0 m verbessert hatte, feierte an ihrem 20. Geburtstag ihren 20. Weltcupsieg (das Springen am Sonntag fiel aus). Selina Freitag, seit dem Vortag mit 202,0 m die deutsche Rekordhalterin, wurde Dritte.