Ausrutscher gegen Bochum: Die Bayern um Kane verloren 2:3. © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.
München – Den neuen Erzrivalen aus Leverkusen hat der FC Bayern im Achtelfinale der Champions League mal eben mit 5:0 (Hin- und Rückspiel) abgewatscht, doch schon am Samstag bei Union Berlin (15.30 Uhr, Sky) droht in der Bundesliga Ausrutscher-Gefahr. Denn die Münchner tun sich in der aktuellen Spielzeit vor allem gegen vermeintliche Außenseiter schwer: Gegen Bochum setzte es am vergangenen Wochenende eine 2:3-Pleite, zuvor ließ das bayerische Star-Ensemble national auch schon Punkte gegen den FSV Mainz (1:2) liegen. Auf internationalem Parkett hatte die Mannschaft auswärts bekanntlich gegen Celtic Glasgow (1:1), Feyenoord Rotterdam (0:3), oder Aston Villa (0:1) massive Probleme. Hat das Team von Cheftrainer Vincent Kompany etwa ein Zwergenproblem?
„Bayern spielt mit maximaler Intensität, wenn es gegen Gegner geht, die als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen werden. Doch wenn es gegen Mannschaften geht, die tief stehen, unangenehm sind und sich nicht einfach ausspielen lassen, fehlt oft die letzte Konsequenz“, sagt Sportpsychologe Matthias Herzog im Gespräch und erklärt: „Der FC Bayern hat kein grundsätzliches Qualitätsproblem – sondern ein Einstellungs- und Anpassungsproblem. Ein echter Drecksack wie Stefan Effenberg, Oliver Kahn, oder Mark van Bommel, der auf dem Platz für Struktur, Härte und Mentalität sorgt, fehlt.“ Das Fazit von Experten Herzog: „Bayern hat kein Zwergenproblem – sondern ein Problem damit, Zwerge ernst zu nehmen.“
Aber was sagt Trainer Kompany zu dieser steilen These? „Es gibt keine leichten Partien. Wir müssen gewinnen, so fangen wir es an“, erklärt der 38-jährige Fußballlehrer und warnt vor den Eisernen: „Union hat es zuletzt gegen Frankfurt sehr gut gemacht und überzeugend gewonnen. Unser Anspruch ist, dass wir eine komplette Leistung bringen und die drei Punkte holen.“ Der Belgier hat die Berliner bereits genau studiert und spricht von einer Mannschaft, „die für besondere Momente lebt. Sie gehen direkt auf die Stürmer oder Mittelfeldspieler, die auf die zweiten Bälle, frühen Flanken und frühen Abschlüsse gehen. Es sind kleine Momente des Chaos, die gerade in Heimspielen etwas kreieren können“.
Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart – der eine Innenraumsperre absitzen muss – könne laut Kompany kompakt verteidigen, aber auch hoch Druck ausüben: „Wir gehen nicht dorthin und unterschätzen den Gegner. Wir kennen ihre Qualität und brauchen unsere beste Leistung, dann wollen wir die drei Punkte mit nach München nehmen.“ Auf ein Riesen-Rotation wie bei der Niederlage gegen Bochum wird Kompany in Berlin-Köpenick wohl verzichten. Wobei der ehemalige Weltklasse-Innverteidiger lieber auf dieses Wort verzichtet: „Ich habe nie über Rotation gesprochen, immer über das Vertrauen in den Kader. Manchmal war es eine Notwendigkeit, dass wir tauschen. Ich habe totales Vertrauen in den Kader, wir werden stark aufstellen und sehen, dass wir alle Chancen haben, zu gewinnen.“
Verzichten müssen die Münchner jedoch auf Minjae Kim. Seit Oktober plagt den Innenverteidiger des FC Bayern eine Achillessehnen-Entzündung. Zuletzt wurden die Schmerzen des Südkoreaners wieder schlimmer. Und zwar so, dass Kompany dem 28-Jährigen nun eine dringend notwendige Pause verordnete. „Wir hoffen, dass es nicht zu schlimm ist, für die nächsten paar Wochen wird es aber nicht reichen. Es geht jetzt darum, die Belastung zu steuern. Wir müssen schauen, dass wir ihn nicht überbelasten. Es ist hoffentlich nicht zu besorgniserregend“, erklärte Kompany.
M. BONKE, P. KESSLER