In der NHL wurde vor ein paar Jahren mal der letzte Spieltag der normalen Saison mit dem ersten der Playoffs verglichen – in Bezug auf die Intensität. Eishockey hat eine ganz gute Datenerfassung, längst per Funkchips, denen keine Erschütterung entgeht – und es stellte sich heraus, dass mit Beginn der entscheidenden Jahreszeit die Zahl der Checks und Hits um 30 Prozent zunahm. Man kann die These, dass Playoff-Eishockey eine noch härtere Spielart ist, also beweisen. In der DEL ist das ab Sonntag wieder zu erleben, das Viertelfinale bietet Duelle wie bestellt: Bremerhavener Kollektiv gegen Kölner Individualismus, Metropole Berlin gegen aufmüpfige Kleinstadt Straubing, das ICE-Strecken-Derby Ingolstadt – Nürnberg und schließlich noch, der Hingucker, Mannheim – München, begleitet von der Frage, ob diese Serie eines der bislang leicht enttäuschenden Schwergewichte so in Wallung bringt, dass der Sieger sich in den Meisterschaftskampf einzumischen vermag.
Die Playoffs sind das Erfolgsmodell des Eishockeys. Sie haben seit ihrer Einführung vor mittlerweile auch schon 45 Jahren immer funktioniert. Im Rückblick ist nur erstaunlich, dass es lange dauerte, bis sich in Deutschland das Modell Best of Seven durchsetzte. Je mehr Spiele es sind, desto eher wird der Zufall ausgeschaltet und ist das Ergebnis das sportlich gerechtere. Und für die Clubs lässt sich mehr Dramatik verkaufen. In einem Sport mit hohen Grundkosten spielt das eine Rolle.
Wenn Kritik am Eishockey-Modus angebracht wurde, galt der in erster Linie der Ausgedehntheit der „regular season“. Was die DEL betrifft, war und ist zu vernehmen, dass 52 Spieltage zur Ermittlung der Playoff-Teilnehmer und ihrer Startpositionen ein viel zu langer Vorlauf seien. Das stimmt(e) insofern, als in der Nachbetrachtung die Geschichten der einzelnen Partien aufgrund ihrer Vielzahl verschwimmen und belanglos werden – doch inzwischen ist ein Punkt erreicht, an dem das die Konsumenten nicht ernsthaft stört. Die DEL bespielt einige große Arenen, sie verzeichnet eine Auslastung von über 90 Prozent in den Stadien und steigende TV- und Streaming-Zahlen. Die Leute nehmen das Spiel auch unabhängig von seiner konkreten Bedeutung als reizvoll wahr, nun, mit neuer Halle, auch am schwierigen Standort München.
Die Basis steht – und jetzt geht‘s richtig los.
Guenter.Klein@ovb.net