Der Aufschwunglöwe

von Redaktion

Top 2025-Bilanz: Mit Tunay Deniz in der Startelf unschlagbar

Die Mannschaft sucht und feiert ihn: Der formstarke Sechser Tunay Deniz. © Sampics

München – Ein Spiel wie am Samstag kommt nicht allzu häufig vor im Fußballerleben von Tunay Deniz (31). Hitziges Derby, leidenschaftlich geführte Zweikämpfe, es hagelt Gelbe Karten, 1860-Mitspieler Maximilian Wolfram kassiert sogar eine Rote. Und Deniz? Geht ausnahmsweise leer aus, was das angeht. Dabei ist Deniz einer der Kartenkönige der Liga. Bis zum Ende der Hinrunde holte er sich in jedem zweiten Spiel eine Verwarnung ab; mit seinen elf Gelben Karten wird er ligaweit nur von BVB-Sechser Roggow (12) übertroffen. Im Interview mit unserer Zeitung erklärte er das mit einem prägenden Bolzplatz seiner Berliner Kindheit: „Darauf stand: Gewachsen auf Beton. Ich bin also mit Härte aufgewachsen.“ Zudem seien es oft taktische Fouls, die er als Sechser und Teamplayer ziehen müsse.

Am Samstag aber: Kein Foul, keine Karte. In seiner aktuellen Topform kann es sich Deniz erlauben, viele Situationen spielerisch zu lösen. In einer anderen Wertung war dafür Verlass auf ihn: Wieder mal packte er einen seiner „Geniestreiche“ aus, als 1860 gegen Haching unter Druck stand: Flatterball-Fernschuss zum 2:1-Sieg – mit einer Technik, die man sich laut Patrick Glöckner nur über viele Jahre antrainieren kann. Fünf Tore und fünf Assists stehen aktuell für Deniz zu Buche. Viel fehlt nicht mehr, und er toppt sein Vorjahresergebnis von 17 Torbeteiligungen, das ihn als Zehner des Halleschen FC für den TSV 1860 interessant gemacht hatte. „Für uns ist er momentan ein kompletter Spieler“, schwärmt Glöckner von seinem Mittelfeldspieler, der wie wie kein zweiter Profi im Kader das Frühlings-Hoch der Löwen verkörpert.

Noch so eine spannende Statistik: Immer, wenn Deniz 2025 in der Startelf stand, siegte 1860 oder verlor zumindest nicht. Das 0:4 in Saarbrücken, das Argirios Giannikis den Job kostete, hatte Deniz wegen einer Gelbsperre verpasst, seiner bereits zweiten in dieser Saison. Auch beim 0:3-Heimdebakel gegen Bielefeld fehlte er im Kader: Nachwirkungen einer Grippe. Schließlich Dresden, die dritte Niederlage in diesem Jahr: Deniz saß zu Beginn auf der Bank, nachdem Glöckner ihm den Youngster Tim Kloss vorgezogen hatte. Als Deniz ins Spiel kam, war die Messe bereits gelesen. 1860 lag mit 1:5 hinten. Endstand: 2:5.

Seine persönliche Startelf-Bilanz in diesem Jahr ist – Zufall oder nicht – die eines Erfolgsgaranten: Vier Siege, zwei Unentschieden. Von Glöckner anfangs noch auf der Zehn eingesetzt, merkte der Giannikis-Nachfolger schnell, dass Deniz fürs Team noch wertvoller ist, wenn er das Spiel vor sich hat. Dafür sprengte Glöckner sogar die ursprünglich gesetzte Doppelsechs Maier/Jacobsen. An Deniz führt momentan kein Weg vorbei, die Mannschaft sucht ihn und profitiert von ihm. „Ich versuche halt, meine Mitspieler in Szene zu setzen“, sagt er, als wären seine zentimetergenauen Zuspiele kein großes Ding. Und zur Not – siehe Samstag – haut er eben selber einen in die Maschen. Bogenlampe von der Mittellinie (in Dortmund), direkt verwandelter Schlitzohr-Freistoß (Hannover) oder mit Schmackes wie am Samstag: Deniz-Tore sind nicht nur schön, sondern meistens auch wertvoll.

Erfreulich für 1860, dass Deniz auch über den Sommer hinaus unter Vertrag steht. Im Moment ist er der personifizierte Aufschwunglöwe. „Ich hoffe, es bleibt dieses Jahr so“, sagt er und lacht.
ULI KELLNER

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