Resolut einschreiten: Jeffrey Gouweleeuw (gegen den Dortmunder Julian Brandt) beherrscht das Abwehrgeschäft. © IMAGO
Augsburg – „Unabsteigbar.“ So nannte man den VfL Bochum, bis er es nicht mehr war. Jetzt ist der FC Augsburg unabsteigbar. 14 Jahre Bundesliga, und Saison Nummer 15 ist so gut wie gesichert. Derzeit ist der FCA sogar unüberwindbar. Den letzten Gegentreffer kassierte er am 1. Februar auf St. Pauli, und er besorgte ihn noch selbst, per Eigentor von Noahkai Banks. Danach passierte hinten fünf Spiele gar nichts mehr, die Datenbanken führen die Augsburger als das aus den vergangenen zehn Partien defensiv stabilste Team in den fünf großen europäischen Ligen. Vor Barcelona, Strasburg, Mainz, AS Rom.
Was ist beim FC Augsburg, der das alte Jahr mit einem 1:5-Schießbuden-Erlebnis bei Aufsteiger Kiel beschlossen hatte, geschehen, dass er sich zum Bollwerk wandelte? Der dänische Trainer Jess Thorup, der, obwohl als Persönlichkeit hoch respektiert, in die Kritik geraten war, ging über Weihnachten in sich. Er wurde flexibler. Bis dato hatte es bei ihm kaum einmal eine Startelf-Änderung gegeben. Doch nun: Finn Dahmen löste im Tor den Kroaten Nediljko Labrovic ab, in der Innenverteidigung kam der 18-jährige Noakhai Banks zu seinen ersten Einsätzen, und man lieh mit Cedric Zesiger vom VfL Wolfsburg eine weitere Abwehrkraft aus. Vor der Dreierkette agiert die Doppelsechs mit in der Regel Kristian Jakic und Frank Onyeka, und die Sturmspitze, ob nun Philipp Tietz oder Samuel Essende, hat auch Defensivaufgaben zu erfüllen. Die Einweisung fürs Jahr 2025 erfolgte am DFB-Campus in Frankfurt.
Matsima – Gouweleeuw – Zesiger. Das ist die französisch-niederländisch-schweizerische Abwehrtroika des FC Augsburg. Jeffrey Gouweleeuw (33) ist schon seit neun Jahren beim FCA, entdeckt wurde er 2015/16 in der Europa League beim Gegner Alkmaar. Als Gouweleeuw kam, kommunizierte er noch auf Englisch, längst ist er – auf Deutsch – das Sprachrohr der Mannschaft. Vor eineinhalb Jahren teilte man ihm die bevorstehende Aussortierung mit. Doch wer die Entscheidungen trifft beim FCA, das änderte sich zu seinen Gunsten. Trainer: Jess Thorup statt damals Enrico Maaßen. Sportdirektor: Marinko Jurendic ersetzte Stefan Reuter, der nur noch beratend tätig ist. Gouweleeuw blieb – und ist wieder Kapitän.
Jurendic‘ Scouting stärkte die Abwehr. Chrislain Matsima (22), französischer Olympia-Spieler, dürfte für den nächsten dicken Transfererlös sorgen, mit einem Vierjahresvertrag befindet sich der FCA in einer starken Position. Cedric Zesiger ist vorerst nur für ein halbes Jahr ausgeliehen. Auch ihn hatte Jurendic schon länger im Blick. Sie sind Landsleute. „Die Schweiz ist nicht so groß, man kennt sich“, so der auf einem Bauernhof aufgewachsene Zesiger. Er trifft am Samstag auf seinen Besitzer, den VfL Wolfsburg. Bislang ist Zesiger, der mit seinen 1,94 Metern den Luftraum im Augsburger Sechzehner beherrscht („Ich habe das Gefühl einen Magneten im Kopf zu haben“), der Zu-null-Garant des FCA. In den Spielen, die er verpasste (gesperrt beim 2:1 gegen Heidenheim, verletzt beim 1:1 auf St. Pauli), fielen Gegentore, alle sieben Partien mit ihm überstand die Mannschaft schadlos.
Durch Zesigers Hoch ist sogar der eigentlich gesetzte Keven Schlotterbeck aus der Mannschaft gerutscht. Toptalent Banks liegt auf der Lauer – Jess Thorup hat also auch noch zwei Leute zum Einwechseln, die den Strafraum leerfegen können. Damit die Null steht.
GÜNTER KLEIN