Frühstücksfernsehen statt Freiwasser

von Redaktion

Weltmeisterin Leonie Beck schnuppert in Berufe und hat eine Botschaft

Grenzerfahrung: Olympia in der Seine. © IMAGO

4000 Kilometer mit dem Camper durch Australien.

Als Andenken gab es ein Bild mit Kängurus. © Instagram

„Ich will herausfinden, was mir Spaß macht“: Zuletzt hospitierte Leonie Beck eine Woche bei Sat1, hier beim Frühstücksfernsehen mit Matthias Killing. © Instagram (3)

München – Mit langen Distanzen kennt sich Leonie Beck ja aus. Nach den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr fuhr die Freiwasserschwimmerin 4636,7 km mit dem Camper durch Australien. Kängurus, Koalas, Strand und Meer. Erholung nach diesen kräftezehrenden zehn Kilometern in der schmutzigen Seine. Im Kampf gegen die Strömung fühlte sie sich wie „ein Lauch“ und als Olympia-Souvenir gab es Magenprobleme. Beck musste sich in der Hotel-Lobby der Eltern übergeben. Danach war es ihr wichtig, die Paris-Erfahrung schnell abzuhaken. Sich nicht lange den Kopf über den geplatzten Traum der Olympia-Medaille zu zerbrechen. „Ich bin 27 und habe mir gesagt: Jetzt kannst du dir mal eine Pause gönnen. Auch mental. Selbst wenn der Körper noch mitmacht, mental brauchte ich einfach eine Pause“, sagt sie unserer Zeitung.

Beck reiste, nicht nur durch Australien, besuchte über 20 Städte. Absolvierte ihren ersten Hip-Hop-Kurs. Mal raus aus dem Wasser, raus aus dem Trainingsalltag. Seit 2013 hatte sie sich jedes Jahr für eine Weltmeisterschaft, Europameisterschaft oder eben die Olympischen Spiele qualifiziert. Vor einigen Wochen verzichtete die Würzburgerin auf den Weltcup-Auftakt im ägyptischen Soma Bay und somit auch auf die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Singapur in diesem Jahr. „Es ist ausgeschlossen, ohne optimale Vorbereitung ein 10-km-Rennen zu absolvieren. Du gehst dann einfach anders an ein Rennen ran, dir fehlt die Sicherheit. Wenn man da fast nicht ankommt und überhaupt nicht mitmischen kann, macht das nicht so viel Spaß.“

Die dreifache Weltmeisterin, Europameisterin und Nummer drei der Weltrangliste möchte das Jahr nutzen, um in die Berufswelt reinzuschnuppern. Zuletzt konnte Beck eine Woche bei Sat1 hinter die Kulissen schauen, hospitierte beim Frühstücksfernsehen und versuchte sich als Reporterin bei Umfragen. „Die Botschaft sollte man auch weitergeben, dass man sich frühzeitig um die Karriere nach dem Sport kümmert.“

Beck hat neben dem Leistungssport den Master-Studiengang in der Medienkommunikation absolviert. Und will nun Erfahrungen in der Praxis sammeln. „Schwimmen steht da an zweiter Stelle. Natürlich halte ich mich weiter fit, aber, wenn mal eine Einheit ausfallen muss, weil sich irgendwo etwas Spannendes ergibt, dann ist das so.“

Die Karriere nach der Karriere

Der Schritt von Beck, das Schwimmen etwas in den Hintergrund zu stellen, hat auch mit der Sportförderung in Deutschland zu tun. „In Deutschland weißt du von vornerein, dass du auf dich allein gestellt bist“, sagt sie: „Die Sportförderung oder Prämien reichen nicht aus, um das Sportlerleben und Trainingslager zu finanzieren.“

Ihre Erfahrungen teilt Beck mit 116 000 Followern auf Instagram. Ob Koalas, Freiwasser, Frühstücksfernsehen, langweilig wird es bei der gebürtigen Augsburgerin nie.
N. SCHMITZ

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