„Ich dachte: Wow! Ist das ein normaler Mensch?“

von Redaktion

FCB-Legende Elber über seinen Begegnungen mit „Franz“ und den Beckenbauer Cup

Der junge Giovane Elber mit Franz Beckenbauer.

Giovane Elber ist einer der Bayern-Legenden, die beim Beckenbauer Cup am Montag im SAP Garden um den Sieg kämpfen. Im Interview mit unserer Zeitung erinnert er sich an den „Kaiser“.

Herr Elber, man hört oft aus dem Club: Der Franz fehlt. Wann wird einem das besonders bewusst?

Es war einfach immer schön, Franz zu treffen, immer für einen Spruch gut. Uns hat er ja auch einst „Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft“ genannt. Das war schon ein Stich, aber am Tag darauf haben wir uns gesagt: Kommt! Jetzt zeigen wir dem Franz, dass wir kicken können! Er hat immer die richtigen Worte gefunden, eine großartige Persönlichkeit. Der FC Bayern wird ihn nie vergessen.

Zum Beckenbauer Cup kommen große Teams, große Namen – sagt das eigentlich alles?

Und ich sage Ihnen noch mehr: Jeder Einzelne freut sich darauf. Oft muss man bei den Einladungen auch mal dranbleiben, ab und zu heißt es: Schaun mer mal! Aber beim Beckenbauer Cup hat jeder sofort zugesagt.

Auf wen freuen Sie sich besonders?

Arjen Robben und Franck Ribery spielen das erste Mal zusammen, seitdem sie aufgehört haben. Darauf kann sich jeder Fan freuen, spielerisch haben sie noch alles drauf. Dazu zum Beispiel Paulo Sergio, Lothar Matthäus – und Philipp Lahm kommt als Trainer, das erste Mal. Das ist eine Ehre. Er weiß schon, dass er Druck bekommt…

Sie haben Beckenbauer zu Ihrer Zeit in München besser kennengelernt. Wenn wir aber von vorne beginnen: Was wusste der junge Giovane in Jugendjahren in Londrina über ihn?

Alles! Man hat von diesem großen Namen immer gehört, man wollte alles über ihn wissen. Deshalb war ich auch so ehrfürchtig, als ich ihm das erste Mal begegnet bin. Er hatte so eine Aura, unglaublich. Er hat ein Licht gehabt, da dachte ich immer: Wow! Ist das ein normaler Mensch? Als ich ihn näher kennenlernte, wusste ich: Ja! Er war so bodenständig, so normal. Wissen Sie, wann mir das besonders aufgefallen ist?

Erzählen Sie!

Als er meine Frau lange nicht gesehen hatte, hat er sie mit ihrem Namen begrüßt. Er hätte es sich leicht machen und sagen können: „Hallo Frau Elber!“ Aber nein, er wusste, dass sie Cintia heißt, hat sich erkundigt, wie es ihr geht. Das war der Franz!

Was war Ihr erstes persönliches Aufeinandertreffen? War er an Ihrem Wechsel beteiligt?

Mehr geprägt als seine Rolle beim Wechsel hat mich ein Interview, das er in meiner ersten Saison in München gegeben hat. Er hat gesagt, der Brasilianer – also ich – habe „Holzbeine“, nach dem Motto: Der kann gar nichts! Alles, was ich danach gemacht habe, habe ich gemacht, um Franz zu zeigen, dass ich kein Holzbein bin, sondern Fußball spielen kann.

Sie haben ihn nach großen Niederlagen und großen Siegen erlebt. Konnte er besser Rückschläge moderieren oder Erfolge feiern?

In der Niederlage war er besonders stark. In Barcelona 1999, als wir binnen zwei Minuten das Finale verloren hatten, hat er gesagt: „Wir haben verdient, dieses Ding zu gewinnen. Lasst uns feiern!“ So konnten wir den Schmerz über die Pleite zumindest kurz vergessen. Große Niederlagen zeigen den Charakter von Menschen. Nach einem Sieg klopft dir jeder auf die Schulter.

Daraus ist Großes entstanden.

2001, ja, aber zunächst war da die „Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft“ nach dem 0:3 in Lyon. Er hatte ja vollkommen Recht. Wir waren so schlecht, er konnte uns nicht loben. Also hat er einen rausgehauen – und die Typen in unserer Mannschaft haben daraus Stärke gezogen.

Am Ende stand der Henkelpott.

Und direkt nach dem Triumph hat er zu mir gesagt: „Giovane, du sollst bleiben. Wie viel Geld willst du haben?“

Ihre Antwort?

Ich habe gesagt: „Danke, Franz, aber ich verdiene gutes Geld!“ Ich wollte zwar weg, weil ich gerne noch eine andere Erfahrung gemacht hätte. Aber wenn der Franz sagt, ich darf nicht weg, dann war das wie ein Machtwort. Also blieb ich (lacht). Diese Worte haben mich geehrt.

Was denkt er sich im Himmel, wenn er den Beckenbauer Cup sieht?

Ihm wird das Herz aufgehen. Er wünscht sich, dass alle Spaß haben und sich keiner verletzt. Und natürlich hätte er nichts gegen einen Bayern-Sieg (lacht).

Sind Sie fit?

Natürlich. Gutes Essen, frische Luft, ein bisschen Bewegung. In München bin ich viel im Englischen Garten – oder in den Bergen. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich das mal sagen würde…

Arjen Robben kommt bestimmt gestählt.

Einer muss ja auch laufen bei uns (lacht)!


INTERVIEW: HANNA RAIF

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