Durch alle U-Teams gegangen: Yann Aurel Bisseck. Mit Inter trifft er in der Champions League auf Bayern. © IMAGO
Wollte für Deutschland spielen, darf aber nicht: Mika Biereth (r.), Torjäger von AS Monaco. © AFP/MONIER
Dortmund – Mika Biereth wird nicht deutscher Fußball-Nationalspieler. Der DFB hätte ihn haben wollen, Biereth selbst soll zur Zusage bereit gewesen sein. Bundestrainer Julian Nagelsmann sagt: „Ich habe mit ihm gesprochen, ob es die Möglichkeit gibt, dass er für uns spielt – und eigentlich hat er sich für uns entschieden.“ Aber: Es ging nicht, denn Mika Biereth hat sich in einem anderen Verband festgespielt. „Bei seinem letzten Spiel für Dänemark war er schon über 21.“
Mika Biereth – den Namen dürfte nur gehört haben, wer ein breites internationales Fußball-Interesse hat. Geboren in London, ausgebildet beim FC Fulham und FC Arsenal, anschließend verliehen in die Niederlande und nach Schottland und über Sturm Graz im Januar bei der AS Monaco gelandet. In Frankreich schlug er ein: Am Samstag in Angers erzielte er in seinem neunten Spiel das elfte Tor. Nagelsmann: „Ich habe über ihn nachgedacht, weil er eine gute Quote hat.“ Und weil es aufgrund der Familiengeschichte eine Chance gab, ihn für Deutschland antreten zu lassen. Der Vater ist Däne und Deutscher in einem, die Mutter Bosnierin. Weil er in England aufwuchs und für die dänische U19 und U21 spielte, wird Mika Biereth vor allem als „dänisch-englisch“ beschrieben, diese Staatsbürgerschaften führt er laut Nagelsmann offiziell. Aber auch „deutsch-bosnisch“ könnte man ihn nennen. Mit diesem Mix wäre Biereth selbst im multikulturellen DFB-Team ein Unikat gewesen.
Mit vier (potenziellen) Nationalitäten läge er vor Malick Thiaw (23). Dessen Nominierung für die Nations-League-Spiele gegen Italien hatte Julian Nagelsmann ebenfalls in Erwägung gezogen. Der ehemalige Schalker spielte im Jahr 2023 schon dreimal für die deutsche Nationalmannschaft. Sein Verein ist der AC Mailand, und weil das Giuseppe-Meazza-Stadion am Donnerstag Schauplatz des ersten Viertelfinales ist, hätte es sich angeboten, den „Local“ Thiaw ins Team zu holen. „Er ist ein großes Talent“, sagt Nagelsmann, „aber es gibt auch bei ihm Phasen, in denen er noch mehr an seine Grenzen gehen muss.“ Bei Thiaw hat der DFB zwei potenzielle Mitbewerber ausgestochen: In Frage gekommen wäre der Senegal, aus dem der Vater stammt. Oder Finnland, das Ursprungsland der Mutter. Malick wurde in Düsseldorf geboren.
Malick Thiaw bleibt bei Nagelsmann unter Beobachtung, aktuell sieht er einen anderen Abwehrspieler aus Mailand vor ihm: Yann Aurel Bisseck. Der Kölner, mit 1,96 Metern noch etwas größer als Thiaw (1,94 m), hat sich beim Rivalen Inter zum Stammspieler entwickelt. Die Konstellation bei ihm ist ungewöhnlich: Beide Elternteile kommen aus Kamerun, lernten sich aber erst beim Studium kennen, für das sie nach Deutschland gezogen waren. Für Yann Aurel war es klar, dass er im Fußball auf die DFB-Karte setzen würde, seit der U17 war er in allen Jahrgängen vertreten, die U21 führte er als Kapitän an. Obwohl er schon mit noch 16 erstmals in der Bundesliga eingesetzt wurde beim 1. FC Köln, hat auch er auf eine lange Reise gehen müssen, die über die Regionalliga in Kiel, die zweite Liga in den Niederlanden, die dritte in Portugal und über Dänemark führte.
„Ich kenne ihn noch nicht persönlich“, sagte Nagelsmann, „aber bin gespannt, wie er dann im Training aufdribbelt.“ Dribbeln, ein fast zwei Meter großer Verteidiger? Vielleicht verwechselt er in diesem Punkt Bisseck mit Biereth.
GÜNTER KLEIN