Der Spieler-Flüsterer: Don Jackson (mit Kapitän Patrick Hager). © IMAGO
München – Seit Donnerstag ist Don Jackson wieder da. Rechtzeitig zu den Playoffs der DEL, die am Sonntag beginnen. Der Grund für die einwöchige Abwesenheit des Trainers des EHC Red Bull München war: „Eine seiner Töchter hat geheiratet“, so Christian Winkler, der Sportmanager des Clubs. Der Termin in den USA stand natürlich schon lange fest, Don Jackson hatte mit seinen 68 Jahren nicht erwartet, dass er noch einmal an der Bande aushelfen würde, deshalb musste München zum Abschluss der DEL-Hauptrunde (3:6-Niederlage in Straubing) ohne ihn auskommen. Christian Winkler erwartete den Altmeister Jackson aber extra motiviert zurück aus Amerika, „weil für ihn als Vater die Hochzeit der Tochter ein Höhepunkt ist“.
Über Don Jackson wird auch dann gesprochen, wenn er gar nicht da ist. Am Montag weilte Christian Winkler in Köln, wo die Deutsche Eishockey Liga in einer Gala ihre Besten ehrte. Für die Münchner ein diese Saison irrelevanter Termin, weil niemand von ihnen ausgezeichnet wurde – doch die Unterhaltungen am Rand des Events drehten sich um das Viertelfinale Adler Mannheim vs EHC München und vor allem um die Figur Jackson. „Man hat gemerkt, welche Ehrfurcht ihm entgegengebracht wird“, so Winkler. „Das macht was mit dem Gegner, wenn ihm bewusst wird, dass da ein Trainer ist, der so gut wie kein anderer weiß, wie man Meisterschaften gewinnt.“ Neun sind es in Jacksons Karriere.
Segensreich war jedenfalls der Einfluss von Don Jackson auf die eigene Mannschaft, nachdem er sie im Januar von Max Kaltenhauser übernommen hatte. „Es war eine verrückte Saison“, erinnert Chris DeSousa, der Torjäger, daran, dass es nicht nur diesen einen Trainerwechsel gab (zuvor: von Toni Söderholm zu Kaltenhauser), „aber es ist schön, Don zurückzuhaben.“ Die Mannschaft richtet sich an ihm auf, denn: „Er hat das Sieger-Gen. Er ist großartig darin, Details zu erkennen.“ DeSousas Mitspieler Adam Brooks nannte Jackson bereits nach seinem ersten Spiel unter ihm „einen der besten Coaches, die ich je hatte“. Brooks kam erst im Sommer 2024 nach München, damals strich Jackson in seiner Rolle als „Head of Coaches‘ Developments“ um das Team herum. „Da habe ich schon gemerkt“, so Brooks, „dass die Jungs ihn einfach lieben.“
Der Jackson-Effekt zeigte sich in den Zahlen: Die ersten sieben Spiele mit ihm gewann der EHC. Allerdings schlich sich die Wirkung des Wechsels an der Bande auch wieder aus: Unter den folgenden sieben Partien waren nur noch zwei Siege. Die Niederlagen, fünf Stück, überwogen. Wie im enttäuschenden Vorjahr schloss der EHC wieder nur auf Rang fünf ab. Und die Zweifel, ob München einen Spitzenkader hat, sind wieder präsenter.
Christian Winkler meint in Bezug auf den Saisonverlauf, dass die Zweifel berechtigt waren. „Ich stehe nicht hier und sage, dass wir eine Bombensaison gespielt haben. Die Wahrheit ist aber auch: Wir waren selten komplett. Wir sind umgezogen, das war ein Faktor, man drückt nicht einfach auf den Lichtschalter und es läuft. Und wir hatten einige Schicksalsschläge. Doch die haben uns am Ende zusammengeschweißt, wir sind jetzt in guter Verfassung.“ Worüber man offiziell nicht spricht, sind die Umbauten, die am Kader für die Saison 2025/26 vorgenommen werden. Für die Abwehr kommt Fabio Wagner (Ingolstadt), als Verstärkungen für die Offensive sind Luis Schinko (Wolfsburg), Jeremy McKenna (Nürnberg, als Jugendlicher in der Red-Bull-Akademie) und Brady Ferguson (Rögle/Schweden) avisiert. Kommuniziert wird das erst, wenn nicht mehr gespielt wird.
Mannheim – München ist das Viertelfinale mit der stärksten Außenwirkung. Christian Winkler erinnert daran, dass die Rivalität „über Jahre hochgepuscht wurde. Wir hatten ein Halbfinale (2018, d. Red.), über das Eishockey-Europa gesprochen hat“. Und wenn man jetzt über Don Jackson in München rede, müsse man bei Mannheim Dallas Eakins erwähnen: Der ehemalige NHL-Trainer habe es geschafft, „Ruhe in die Mannschaft und Organisation zu bringen“. Daher: „Es ist auch ein Trainerduell.“ Zusammengefasst: „Es wird knallen. Es wird hoch hergehen.“
GÜNTER KLEIN