Die Saison mit Hoffenheim verläuft bislang miserabel. © IMAGO
Oliver Baumann erhält gegen Italien den Vortritt vor Stefan Ortega. (l.). © Imago/Huebner
Mailand – Am Donnerstag kommt immer der neue Podcast von Arnd Zeigler und Philipp Köster, dort geht es gerne komödiantisch zu zwischen dem Bremer TV-, Radio- und Stadionunterhalter Zeigler und dem „11 Freunde“-Chefredakteur. Ein Running Gag ist die wiederkehrende Forderung des Herzens-Bielefelders Köster, dass der Ex-Armine Stefan Ortega ins Tor der Nationalmannschaft gehöre.
Frühere Bundestrainer standen im Verdacht, nach den Noten im Fachorgan „Kicker“ zu nominieren, der Erneurer Julian Nagelsmann könnte Podcast-Hörer sein – jedenfalls gehört seit November 2024 Stefan Ortega Moreno, mittlerweile bei Manchester City tätig, zum Kreis des Nationalteams. Vor der Abreise nach Mailand ist er gefragt worden, ob es denn sein könne, dass er spielen werde. „Theoretisch ja“, sagte der 32-Jährige, „sonst wäre ich nicht hier“.
Doch er wird in den Spielen gegen Italien nicht zum ersten großen Einsatz beim DFB kommen. Seit Marc-Andre ter Stegen ausfällt, herrschte eine Arbeitsteilung zwischen Oliver Baumann (Hoffenheim) und Alexander Nübel (Stuttgart) – aus der sich eine Präferenz des Bundestrainers ergeben hat: Baumann ist seine Wahl für für die italienische Aufgabe. „Nach diesen beiden Spielen entscheiden wir neu. Es war eine Millimeterentscheidung, nicht supersonnenklar“, so der Coach.
Auch Ortega als eine der momentanen Nummer dreien sieht Baumann vorne. „Olli spielt gefühlt seit 20 Jahren Bundesliga. Was ich richtig gut finde an ihm: Wie stabil er seine Leistung bringt, da gibt es kaum einen Ausreißer nach unten.“ Sein Statement zu Nübel klingt verhaltener: „Ein spannender, aber nicht ganz junger Torhüter, der mit Monaco und Stuttgart Stationen gefunden hat, die ihn voranbringen.“ Sich selbst beurteilt er nicht explizit, sagt nur: „Wir sind alle gute, moderne Torhüter. Jeder hat seine Vorzüge.“
Bei Ortega wird meist seine Ballfertigkeit gelobt und die zielgenauen langen Pässe. Doch vielleicht sind das in Zeiten, in denen der Fußball entschlüsselt wird, nur Beobachtungen von Nerds, die den Spielern gar nicht so wichtig sind. Mittelfeldmann Nadiem Amiri meint: „Ein Torwart muss Sicherheit geben.“ Das sei alles, worauf es ankomme. Auch Ortega erinnert daran: „Kernkonzept des Torwarts ist, dass er Bälle hält und eine Mannschaft führen kann.“
Ihm fällt diese Aufgabe im Verein nur gelegentlich zu. Ortega ist bei Manchester City die Nummer zwei hinter dem Brasilianer Ederson. Er wusste, dass das so sein würde. Für einen Torhüter, der mit 1860 München (2017) aus der 2. Liga und mit Bielefeld aus der Bundesliga abgestiegen ist (2022), verbietet es sich, den Aufstieg in die europäische Hochfinanz nicht anzunehmen. „Aber ich komme zu meinen Einsätzen.“ Diese Saison zehn in der Premier League und zwei in der Champions League. Ob er im nächsten Jahr trotz eines Vertrags noch bei City sein wird, weiß er nicht. „Alles ist denkbar.“ Auch die Bundesliga, in der er sich empfehlen könnte für die WM. Als Nummer drei, mindestens.
GÜNTER KLEIN