Der Fußball-Sommer ist gesichert

von Redaktion

2:1 plus 3:3 – DFB-Team qualifiziert sich für Endrunde der Nations League

Die Italiener auf dem falschen Fuß erwischt: Jamal Musiala mit dem 2:0. © dpa/Bernd Thissen

Dortmund – Der Frühling hat gerade begonnen – und Deutschland hat schon die Gewissheit: Es wird, obwohl in einem ungeraden Jahr, einen Fußballsommer bekommen. Die Nationalmannschaft qualifizierte sich für das Final Four in der Nations League, der DFB wird das Mini-Turnier, für das als Standorte München und Stuttgart vorgesehen sind, im Juni 2025 ausrichten. Dem 2:1 in Italien ließ die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann in Dortmund ein 3:3 folgen, das seine Basis in einer fulminanten ersten Hälfte hatte (3:0). Es bleibt in der Defensive noch Raum für Entwicklung und Steigerung.

Beide Teams hielten nichts davon, auf Basis des knappen Hinspielergebnisses ein taktisches Kammerspiel zu veranstalten – es ging los wie in einem Actionfilm, ein Stunt folgte auf den anderen, es wurde geballert, geflogen, getreten, es bildeten sich Menschenknäuel. Erster Torschuss nach 15 Sekunden (Mittelstädt), zweite in der zweiten Minute (Goretzka, der neue Publikumsliebling). Dann gegenüber Jonathan Tah knapp am Eigentor (4.). Im italienischen Strafraum danach einiges an Gedränge – vergleichbar dem in den U-Bahnen zum Dortmunder Stadion, das selbstredend ausverkauft war zu diesem Klassiker des Fußballs. Es wurde wie erwartet laut im Wohnzimmer der Nationalmannschaft.

Umgestellt worden war auf beiden Seiten, und zwar massiv. Deutschland mit vier Startelf-Änderungen im Vergleich zu Mailand, Julian Nagelsmann orientierte sich an der besseren zweiten Hälfte vom Donnerstag; auch Luciano Spalletti hatte an vier Stellen eingegriffen, zwei Drittel seiner Abwehrkette waren neu, auch im Mittelfeld und Angriff versuchte der Trainer-Routinier Impulse zu setzen. Ihre Hymne sangen die Italiener zähnefletschend – sie wollten es wissen, sie dachten wohl an die WM 2006 in Dortmund und an das Halbfinale, das ihre Vorgängergeneration 2:0 gewonnen hatte (was für Sonntagabend das Wunschergebnis war).

Es war nach einer knappen halben Stunde aber vom Tisch. Spielfreude und Wucht der Tedesci führten dazu, dass der Verteidiger mit dem schönen Namen Alessandro Buongiorno Tim Kleindienst per Zupfen am Trikot grüßte, was kein schlimmes Foul war, aber ein strafstoßwürdiges Delikt. Kleindienst und Goretzka klatschten einander nach dem Schiedsrichterpfiff ab, als wüssten sie schon, dass Joshua Kimmich im Harry-Kane-Stil verwandeln würde. So kam es (29.), und der Jubel hallte noch ein wenig nach, vor allem in Gedanken der Italiener, die sich in internen Diskussionen verloren, während Kimmich schnell schaltete, seine Ecke ausführte und Jamal Musiala ohne Gegenwehr einschieben konnte (36.). Torwart Gianluigi Donnarumma (26) alterte live um Jahre – und musste noch ein weiteres Mal den Ball aus dem Netz klauben. Fast mit dem Pfiff zur Halbzeit war Kleindienst mit Kopfball erfolgreich – 3:0. Das Ergebnis entsprach den Expected-Goals-Statistiken von 2,92 : 0,13.

Die Azzurri wollten diese erste Hälfte nicht auf sich sitzen lassen. In der 49. Minute traf Moise Kean zum 1:3 aus Sicht seines Teams, die Befreiung war ihm anzumerken. Die Vorarbeit hatten allerdings die Deutschen geleistet. Leroy Sanés Pass auf Joshua Kimmich war fahrlässig, der Kapitän sah dadurch schlecht aus. Gut, aber es schadete nicht, wenn die Abwehr etwas mehr gefordert wurde. Nagelsmann hatte sich für eine Dreierkette entschieden, ein in der Geschichte der Nationalmannschaft nicht gerade erfolgsträchtiges Format. Die Defensive begann zu wackeln. Tah wurde von Kean versetzt (69.), die Führung schmolz auf 3:2. Erstarrung, als nach einer Schlotterbeck-Grätsche gegen Di Lorenzo Strafstoß gepfiffen, Jubel im Stadion, als nach VAR-Ruf die Entscheidung aufgehoben wurde.

Nachträglich per VAR gab es in der Nachspielzeit Handelfmeter für Italien. Raapadori verwandelte zum 3:3. Der Sieg war verspielt. Trotzdem Party.


GÜNTER KLEIN

Artikel 6 von 11