Die Kunst des Vergessens

von Redaktion

Nach dem 0:2 am Sonntag legt der EHC gegen Mannheim alles auf Spiel fünf

Diesmal wirkungslos: Torjäger Chris DeSousa. © IMAGO

München – Es gibt ja eine besondere Eigenschaft, die in Playoffs gerne beschworen wird: das kurze Gedächtnis. Jene Fähigkeit, mit der man gute wie auch weniger gute Spiele schnell wieder ausblenden kann. Um störende Gedanken für den nahenden nächsten Auftritt zu vermeiden. Beim EHC Red Bull München war am Sonntag mal wieder davon die Rede. Nach dem 0:2 im vierten Viertelfinale gegen die Mannheimer Adler, mit dem man die Vorteile in dieser Serie nach dem Modus Best of Seven erst einmal wieder aus der Hand gab. Man müsse, na klar, „ein kurzes Gedächtnis haben“, sagte Torjäger Chris DeSousa.

Und so haben die Münchner am Montag auch nur noch ein bisschen Videostudium betrieben, ehe es wieder auf die Reise in Richtung Mannheim ging, wo am Dienstag (19.30 Uhr) Teil fünf des Viertelfinals wartet. Es ist mal wieder ein Schlüsselspiel. Immerhin nimmt der Sieger einen Matchpuck mit und könnte die Serie schon im sechsten Duell am Freitag beenden.

Es wird interessant sein, zu sehen, wie beide Seiten das Treffen angehen werden. Wird es wieder ein Duell mit Haken und Ösen wie am Freitag, das schon mit einem nächtlichen Feuerwerk der Fangemeinde vor dem Münchner Teamhotel begonnen haben soll? Oder wird es der eher nüchterne Playoff-Fight wie am Sonntag?

Nach dem sich die Münchner merklich darum bemüht waren, ihn eher als Betriebsunfall abzuhaken. „Es ist in dieser Serie einfach so, dass du nicht jedes Spiel gewinnen kannst“, sagte DeSousa, der gar nicht so große Unterschiede zu den beiden vorangegangenen Partien sehen wollte, in denen seine Münchner den Adlern jeweils 2:5-Abfuhren eingeschenkt hatten. „Der Hauptunterschied ist“, so sagte er, „dass wir den Puck nicht reingemacht haben.“ In der Tat: So wütend der EHC zeitweilig auch anrannte, man blieb wahlweise in der dichten Defensive der deutlich verbesserten Mannheimer oder spätestens am diesmal starken Schlussmann Arno Tiefensee hängen. Adler-Trainer Dallas Eakins ahnte allerdings, dass die Sache auch hätte anders laufen können: „Das Spiel war so eng, es hätte genauso auch in der zweiten oder dritten Verlängerung entschieden werden können.“

Vor allem der erste Treffer scheint in diesem Gigantenduell ein wesentliches Kriterium zu sein. In den vier Partien, die nun bereits in den Büchern sind, setzte sich am Ende stets die Mannschaft durch, die den ersten Schlag landete. Und das ist ein Punkt, dem man beim EHC vielleicht doch ein bisschen nachtrauern wird. Denn anders als in den vorangegangenen Partien war man diesmal doch eher zögerlich und abwartend ins Spiel gestartet und wurde prompt durch den Powerplay-Treffer von Marc Michaelis bestraft.

Für die Adler, die diesmal auch das effizientere Team waren. Bei 23 Torschüssen beließen es die Gäste diesmal (gegen 37 von Münchner Seite) – doch deren zwei saßen eben. Was bei den Duellen der beiden Teams übrigens eine seltsame Gewohnheit ist. Achtmal hat man sich in dieser Saison schon getroffen (je vier Siege), alleine sechsmal setzte sich am Ende das Team durch, das weniger Schüsse in die Statistik brachte.

Doch darauf wollte diesmal auch Assistenz-Coach Ben Smith nicht viele Gedanken verlieren. „Ich bin stolz darauf, wie wir gekämpft haben“, sagte er, „jetzt geht unser voller Fokus auf Spiel fünf.“ Mit einem kurzen Gedächtnis eben.
PATRICK REICHELT

Artikel 7 von 11