Prost! Nach dem dramatischen Rennen konnte Lou Jeanmonnot schon wieder mit Franziska Preuß lachen und feiern. © Instagram/Preuß
München – Als Biathlon-Königin Franziska Preuß nach einer Partynacht voll bepackt mit ihren drei Kristallkugeln und dem Gelben Trikot von Oslo in Richtung München abhob, hatte sie nur noch einen Wunsch. „Wir fahren relativ schnell in den Urlaub, in dem Land interessiert Biathlon niemanden“, sagte die frischgebackene Gesamtweltcupsiegerin nach ihrem emotionalen Drama – und lachte. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Simon Schempp fliegt die 31-Jährige nach einer strapaziösen Saison zur Erholung nach Thailand. „Da ist Wintersport ganz weit weg“, sagte Preuß in der ARD: „Ich freue mich, dass man gar nicht darauf angesprochen wird und zwei Wochen komplett abschalten kann.“ Sie habe ihren Trainern „schon gesagt, dass ich ein bisschen länger Pause brauche als normal“.
Nach der Rückkehr aus Asien wird sie in ihrem Haus in Ruhpolding dann auch einen geeigneten Platz für ihre Trophäen suchen. „Ich muss zugeben, dass meine erste gewonnene Kugel im Keller im Abstellraum steht“, sagte sie und fügte schmunzelnd an: „Mal schauen, vielleicht finden wir im Kraftraum ein schönes Regal für die Kugeln. Dafür haben wir im April aber genug Zeit.“
Bis dahin hat Preuß nach dem besten Winter ihrer wechselhaften Karriere viel zu verarbeiten. Nach dem Weltcup-Triumph und vier WM-Medaillen sei sie vor allem im Kopf „echt durch“. Immer wieder sprach die Biathletin aus Ruhpolding nach einem „kranken Kampf“ mit Tränen in den Augen von einer mentalen „Challenge“, die sich beim Abschluss im engen Kampf mit Lou Jeanmonnot dramatisch zugespitzt hatte. Ein Sturz der Französin hatte den Sieg von Preuß letztendlich begünstigt und die DSV-Athletin zunächst einmal in ein Gefühlschaos gestürzt. Sie habe ihrer Konkurrentin „gesagt, dass man die Kugel eigentlich in der Mitte zerschneiden müsste und jeder eine Hälfte kriegt.“
Kein böses Blut also zwischen den Gegnerinnen. Enttäuschung herrschte bei Jeanmonnot nach dem Rennen natürlich trotzdem, wie sie im Interview mit der ARD bestätigte: „Es ist sehr schwierig. Ich möchte am liebsten alles vergessen, was da passiert ist. Es ist natürlich überhaupt nicht die Art und Weise, wie ich die Saison beenden möchte. Es geht mir ganz schön nahe.“ Auf Instagram bewies die 26-Jährige Größe und widmete Preuß einen Post mit der Unterschrift: „Nur darum geht es. Glückwunsch, Champion!“ Dazu verlinkte sie die Deutsche und sendete noch ein Herz-Emoji.
Im Teamquartier in Oslo stand Preuß im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Allzu weit nach vorne wollte sie bei all dem Trubel nicht blicken. Doch schon vor dem Saisonendspurt hatte sie betont, dass Olympia 2026 in Mailand/Cortina „auf alle Fälle“ noch einmal ihr Ziel seien, zumal es „so knapp vor der Haustür“ stattfindet. Dies sei „eine Motivation, sich noch einmal einen Sommer durchzubeißen“. Das eine Jahr gebe es „definitiv“ noch.
SID