Dortmund – „Wenn man drei Tore fängt, denkt man schon nach: Was hätte man anders machen können?“, sagte Oliver Baumann nach der „wilden zweiten Halbzeit“ beim 3:3 gegen Italien. Er konnte allerdings gelassen in die Analyse gehen, denn das Resultat ändert nichts daran, dass er Torwart Nummer eins in der Nationalmannschaft ist. Vorläufig, denn für die etwas weitere Zukunft stellt Julian Nagelsmann klar, dass er diese Position Marc-Andre ter Stegen in Aussicht gestellt hat, „wenn er wieder gesund und fit wird. Die Verletzung ist eine schwere. Aber Marc hat lange genug auf ein großes Turnier gewartet.“ Baumann akzeptiert das – „auch wenn ich auf den Geschmack gekommen bin“.
Große Gewinner der beiden Spiele gegen Italien waren neben den in der Offensive sehr effektiven Joshua Kimmich besonders Leon Goretzka und Tim Kleindienst. Goretzka wird für seine Comeback-Qualität gefeiert (als Bochumer und Ex-Schalker sogar in Dortmund) – Mittelstürmer Kleindienst (zwei Kopfballtore, einen Strafstoß herausgeholt) ist die Angriffsentdeckung. Ex-Mittelstürmer Rudi Völler verriet: „Ich habe ihm gratuliert. Es sind bei ihm nicht nur die Tore, sondern auch, wie er die Bälle festmacht.“ Konkurrent Jonathan Burkardt (erste Halbzeit gegen Italien) konnte kaum punkten, zumal er zwischen den beiden Partien kränkelte. Und Volkstribun Niclas Füllkrug muss sich erst über seinen Club West Ham United wieder fürs Nationalteam empfehlen. Er gehört nicht zu Kategorie derer, die Nagelsmann auch einlädt, „wenn sie mal ein schlechtes Spiel machen“. Als Beispiel für einen bedingungslosen Stammspieler nannte der Bundestrainer Antonio Rüdiger.
In der Mittelfeldzentrale haben Goretzka und als sein Sidekick Angelo Stiller einen Vorsprung gegenüber der Altbesetzung Pascal Groß/Robert Andrich herausgespielt. Stiller konnte seine Auswechslung auch nicht ganz verstehen: „Ich war fit und unter Strom.“
„Wir haben eine gute Mannschaft und bekommen noch gute Spieler dazu“, sagte Rudi Völler, er dachte dabei vor allem an „Florian Wirtz und Kai Havertz“. Leroy Sané ließ zwei Startelf-Chancen ungenutzt und fiel mit dem Leichtsinnspass, der Italiens Aufholjagd einleitete, noch negativ auf.
GÜNTER KLEIN