Neuer stärkt Urbig

von Redaktion

Vertreter trotz Patzer mit vollem Vertrauen – auch Ulreich soll verlängern

Gute Worte von höchster Stelle: Neuer und Urbig. © IMAGO

München – Die Blicke des Torwartteams beim FC Bayern gingen am Dienstagabend nach Debrecen. Im Nagyerdei Stadion im Osten Ungarns trafen Israel und Norwegen in der WM-Qualifikationsgruppe D aufeinander, der Protagonist aus München aber erlebte keinen guten Abend. Gleich vier Mal musste Daniel Peretz im israelischen Tor beim 2:4 hinter sich greifen, auf der gesamten Länderspielreise kassierte der dritte Bayern-Keeper gar fünf Treffer. Ein glückliches Comeback nach Nierenquetschung sieht anders aus, und Möglichkeiten, sich im Kasten der Münchner auszuzeichnen, sind auch nicht in Sicht. Denn dort will Jonas Urbig in den kommenden Wochen beweisen, dass er das Zeug hat, Manuel Neuer 2026 zu beerben.

Die erste Gelegenheit dazu bietet sich am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC St. Pauli, auch am Freitag danach in Augsburg wird Urbig für den an der Wade verletzten Neuer zum Einsatz kommen, genau wie höchstwahrscheinlich im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Inter Mailand. Und dann?! Da vernimmt man offiziell positive Zeichen, inoffiziell aber eher nicht. Zwar sagte CEO Jan-Christian Dreesen erst am Montag zu Neuers Verletzung: „Dass in der Reha noch mal leichte Komplikationen aufgekommen sind, ist nichts Ungewöhnliches. Das ist nichts, was wir nicht im Griff hätten.“ Nach Informationen unserer Zeitung aber geben Neuer selbst und auch das Ärzteteam selbst intern keine genaue Prognose ab. Womöglich reicht es für das Rückspiel am 16. April im San Siro von Mailand. Womöglich aber auch nicht. Die Sache mit der Wade ist verzwickt.

Das zeigt allein der Blick auf Neuers Krankenakte. Immer wieder, erstmals 2014, sind Wadenprobleme gelistet. Was außerdem auffällt: Schon im April 2019 kam der heute 38-Jährige nach einer Wadenverhärtung zu früh zurück, ehe prompt eine Muskelfaser riss und Neuer über einen Monat ausfiel. Auch in der vergangenen Woche war er bereits wieder im Lauftraining, dann erfolgte der Rückschlag. Wie empfindlich die Muskulatur zwischen Knie und Sprunggelenk ist, weiß er selbst – und weiß eigentlich jeder. Stichworte: Michael Ballack, Wade der Nation.

Neuer arbeitet unter Hochdruck am Comeback, aber er hat auch großes Vertrauen in seinen neuen Kollegen Urbig. Nach dessen Patzer beim 1:1 gegen Union Berlin baute die Nummer eins den Jungspund höchstpersönlich auf, Tenor: „Ist auch mir passiert, weitermachen!“ Wie der Großteil des Teams schätzt Neuer den Ex-Kölner enorm. Urbig wird intern als wissbegierig, aufmerksam und kritikfähig beschrieben, auch Neuer betrachtet das Gesamtpaket, unter dem der „Neue“ beim Rekordmeister gestartet ist, als deutlich passender als einst bei Alexander Nübel. Er glaubt an ihn, er stärkt ihn. Alles im „im Guten besprochen“, heißt es.

So bitter es ist: Für Peretz bleibt nur die Statisten-Rolle. Eine Leihe im Sommer ist angedacht und wahrscheinlich. Denn wie unsere Zeitung erfuhr, stehen auch die Zeichen bei Sven Ulreich als Nummer drei auf Verlängerung. Unterschrieben ist noch nichts, aber ein Stift läge schon bereit.
HANNA RAIF

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