Biss sich lange durch: Kim. © imago
Da sah es noch gut aus: Neuer letzte Woche. © instagram
Alles im Blick? Trainer Kompany (links) und Fitnesschef Gfrerer beobachten die Spieler beim Training. Die Muskelverletzungen wurden reduziert. © Imago
München – In der Sommerpause wurde die Reha- und Fitnessabteilung des FC Bayern Tabula Rasa von Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund umgekrempelt. Unter anderem musste Leiter Prof. Dr. Holger Broich nach zehn Jahren seinen Stuhl räumen – die Konsequenz nach den zahlreichen Muskelverletzungen während der Saison. Stattdessen wurde Walter Gfrerer als Broich-Nachfolger vom VfL Wolfsburg verpflichtet und als „Head of Performance“ beim deutschen Rekordmeister installiert. Darüber hinaus kam in Markus Murrer (von Eintracht Frankfurt) ein weiterer Athletiktrainer. Zusätzlich brachte Vincent Kompany mit Bram Geers einen engen Vertrauten mit an die Säbener Straße, der Belgier arbeitete dem Bayern-Chefcoach bereits in Anderlecht und Burnley als Athletiktrainer zu.
Und das neue Personal scheint einen guten Job zu machen: In der bisherigen Saison hatten die Münchner zwölf Muskelverletzungen zu beklagen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es Ende April doppelt so viele. Hinter vorgehaltener Hand müssen Trainer Kompany und die medizinische Abteilung sich aber einen anderen Vorwurf gefallen lassen: Sie schicken die Stars nach Verletzungen zu früh zurück auf den Trainingsplatz und riskieren dadurch Folgeverletzungen. Jüngstes Beispiel hierfür ist Kapitän Manuel Neuer.
Der 39-Jährige zog sich Anfang März bekanntlich einen Muskelfaserriss in der Wade zu. Zwei Wochen später absolvierte der Routinier dann erstmals wieder torwartspezifische Übungen mit Ball und erlitt prompt einen Reha-Rückschlag, weil es zu einer Negativ-Reaktion der Muskulatur kam. Passend dazu gibt es auch kritische Stimmen angesichts der oberflächlichen Arbeitsweise einiger Bayern-Physiotherapeuten. Tenor: Die Physios beim DFB seien besser.
Den größten Dämpfer musste jedoch Hiroki Ito nach seinem Mittelfußbruch hinnehmen. Nach seiner Operation Ende Juli startete er zwei Monate später mit dem Lauftraining auf dem Rasen und arbeitete Anfang Oktober wieder mit Ball am Fuß. Im November dann der Rückschlag: Der Japaner musste erneut unters Messer. Dem Vernehmen nach soll die Intensität auch hier zu schnell zu hoch gewesen sein – zumal bereits vor Itos Wechsel nach München bekannt war, dass ihn Mittelfuß-Problemen plagen. Das Comeback von Josip Stanisic nach seinem Außenbandriss ließ ebenfalls ungewöhnlich lange auf sich warten.
Und wie sieht es bei den jüngsten Langzeitverletzten Alphonso Davies und Dayot Upamecano aus? Während der Kreuzbandriss des Kanadiers durch Gegnereinwirkung verursacht wurde, soll die Knie-Verletzung bei „Upa“ (freie Gelenkkörper inklusive Knorpelschaden) auch auf die große Belastung während der Saison zurückzuführen sein. Zuletzt hatte der Innenverteidiger regelmäßig mit Hüft- und Rückenproblemen zu kämpfen, biss für Trainer Kompany jedoch regelmäßig auf die Zähne.
Genau so wie Abwehrkollege Minjae Kim, den seit mehreren Wochen schmerzhafte Achillessehnenprobleme plagen. Pausen waren für den Südkoreaner jedoch die Ausnahme. Nach unseren Informationen überlässt die medizinische Abteilung die Spiel-Entscheidung meist Trainer Kompany – und legt nur selten bis nie ein Veto ein.
M. BONKE, P. KESSLER, H. RAIF