SKIFLIEGEN

„So ein geiler Abschluss“

von Redaktion

Jubel, Tränen und Platz zwei beim „Eisei“-Abschied

Grenzenloser Jubel nach Domen Prevc’ Weltrekord.

Der letzte Pookal: Platz zwei im Team. © IMAGO/PIATKOWSKA

Mit Sektdusche und Banner empfangen Freunde aus der Heimat und Teamkollegen ihren Eisei. © IMAGO/Tarfila

Mit Spezialschriftzug fliegt Markus Einsebichler ein letztes Mal im Weltcup durch die Lüfte. Zu seinem Abschied stand auf seinem linken Ski „Thank you“, auf dem rechten sein Spitzname „Eisei“. © IMAGO/Grebien (2)

Planica – Nach der finalen Landung seiner großartigen Karriere fuhr Markus Eisenbichler mit ausgebreiteten Armen mitten in die Sektdusche der Teamkollegen hinein, seine Spezis aus der Heimat hatten sich mit Plakaten in den Auslauf gemogelt und trugen ihren „Eisei“ schließlich auf den Schultern: Unglaublich emotional und noch einmal mit zwei Traumflügen hat sich einer der besten deutschen Skispringer der Geschichte in den Ruhestand verabschiedet – mit Platz zwei im Teamfliegen von Planica endete eine famose Laufbahn.

„So ein geiler Abschluss! Das bedeutet mir unglaublich viel. Ich muss gerade mit mir kämpfen, mir rafft es den Atem“, sagte der sechsmalige Weltmeister den Tränen nahe am ARD-Mikrofon, während „Eisei“-Sprechchöre durch den strömenden slowenischen Regen schallten: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. So viele coole Leute haben mich heute und in den ganzen Jahren begleitet, meine Eltern, meine Freunde, meine alten Trainer. Und deshalb wollte ich heute noch einmal zwei gute Sprünge zeigen.“ Das gelang ihm mit Bravour: Als Schlussspringer der deutschen Mannschaft sicherte der 33-Jährige Platz zwei ab und ging mit einem letzten Highlight in den Ruhestand nach fast 14 Weltcup-Jahren.

„Das war eine saustarke Karriere“, sagte Teamkamerad Andreas Wellinger, und Karl Geiger musste eine Träne verdrücken: „Es ist nicht nur mein Zimmerkollege, sondern auch ein guter Freund. Eisei war als Springer ein brutaler Instinktmensch und als Mensch eine ehrliche Haut.“ Die deutsche Trainerriege um Chefcoach Stefan Horngacher verneigte sich auf dem Turm.

Im letzten Wettkampf seines letzten Winters, in dem es Eisenbichler nur noch sporadisch ins Weltcup-Team geschafft hatte, zeigte sich der Bayer noch einmal voll auf der Höhe. Auf der riesigen Letalnica, wo er 2017 und 2019 mit 248,0 Meter den noch gültigen deutschen Rekord erzielt hatte, zeigte Eisenbichler mit zweimal 223,5 m zwei blitzsaubere Sprünge.

Dass diesmal Österreich mit Weltcup-Gesamtsieger Daniel Tschofenig besser abschnitt, war am Samstagmorgen nicht mehr als eine Fußnote. Und schmälerte die Partystimmung nicht: Während Eisenbichler noch seine letzte Siegerehrung genoss, schmissen die Betreuer oben im Springerlager schon den Grill an.

Nach der Party am Samstagabend („fit bin ich nicht“) jubelte, fluchte und hüpfte Eisenbichler beim Weltcup-Finale im Team-Outfit wieder wild herum. Auch am ersten Tag als Skisprung-Rentner war der Eisei ganz in seinem Element – nur die große Büchse polnischen Bieres in seiner Hand verriet, dass er gerade die Seite gewechselt hatte. An der Seite von Biathlon-Queen Franziska Preuß feuerte er – auch mit etwas Wehmut – die alten Kollegen an: „Ich kann es noch nicht ganz fassen. Es tut weh, wenn ich die anderen jetzt fliegen sehe. Ich würde am liebsten auch gleich wieder hoch“, sagte der 33-Jährige unter Tränen in der ARD und verfolgte staunend den Weltrekord-Flug des Slowenen Domen Prevc auf 254,5 m: „Wir waren eine große Familie, Skispringen war mein Leben, ich werde das extrem vermissen. Aber auch jetzt wird eine schöne Zeit kommen“, sagte Eisenbichler, der mit einer Trainerkarriere liebäugelt – sein Herzenssport wird ihn nicht loslassen.
SID

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