Der nächste Junglöwe: Mike Gevorgyan bekam seine ersten Drittligaminuten. © Sampics
Trost vom Kapitän: Jesper Verlaat mit dem unglücklichen Lukas Reich. © Sampics
Ein Spiel zum Nägelkauen: 1860-Präsident in spe Gernot Mang. © Sampics
Hellwacher Torjäger: Bo-Muaka Simakala schiebt den Ball an Marco Hiller vorbei ins Löwen-Tor, vorausgegangen war ein verunglückter Reich-Rückpass. © Sampics / Stefan Matzke
Osnabrück/München – Ein verunglückter Rückpass, ein früher Rückstand – und am Ende ein Rückschlag im Abstiegskampf. Mit 0:1 ging das letzte 1860-Spiel im Monat März verloren, nichts war‘s mit dem ersten Sieg am Ende einer Länderspielpause. Die stolze März-Serie der Löwen endete am Samstag vorzeitig, und es stellt sich die Frage: Wird der April nun – wider Erwarten – doch noch mal ein Zittermonat?
Augenzeugen waren sich einig: Das 0:1 beim stärksten Team der Rückrunde fiel eindeutig in die Kategorie „vermeidbar“. Bereits nach sechs Minuten stand das Endergebnis fest – weil Jungstar Lukas Reich, eben noch erfolgreich im Einsatz für die deutsche U 19 (EM-Ticket gelöst), einen verhängnisvollen Rückpass gespielt hatte. Gedachter Empfänger war Kapitän Jesper Verlaat. Tatsächlich landete der Ball aber in den Füßen von Ba-Muaka Simkala, der auch mit mangelnder Spielpraxis (letztmals im Dezember in der Startelf) ein Schlitzohr ist. Marco Hiller umkurvt, Glück gehabt, dass Sean Dulic nicht zur Grätsche ansetzte – rein das Ding, aus spitzestem Winkel. „Sehr frustrierend“, kommentierte Trainer Patrick Glöckner bei MagentaSport und sprach von einem „Geschenk“ an den VfL „Wir legen denen einen Ball auf“, grummelte er, „deswegen ist die Niederlage so ärgerlich, denn ansonsten haben wir, bis auf ein paar Konter hinten raus, wenig zugelassen.“
Nach dem guten Lauf in den ersten vier Spielen des Monats holte die Löwen am Samstag ein Problem ein, das zuletzt dank stabiler Abwehrarbeit nicht mehr so akut war: mangelnde Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Ohne die gesperrten Topscorer Patrick Hobsch und Maximilian Wolfram wurde das größte Manko der Löwen in allen Ausprägungen sichtbar. Ob Dickson Abiama (Kopfball weit am Tor vorbei), Sturmpartner Fabian Schubert (Lupfer), Julian Guttau (einmal daneben, einmal Latte) oder die eingewechselten Junglöwen Raphael Ott (drüber) und Mike Gevorgyan (Drittliga-Premiere!) – jeder durfte mal am Samstag, doch bei keinem der Versuche bekam Osnabrück-Keeper Jonsson erhöhten Puls. Anders Glöckner, der auf der Löwen-Bank zunehmend verzweifelte. „Es regt mich total auf, weil wir vier, fünf gute Chancen herausgespielt haben“, schimpfte der 1860-Coach: „Mehr Chancen kriegst du in Osnabrück nicht, aber dann müssen wir halt auch mal in der Lage sein, einen Ball über die Linie zu drücken und uns zu belohnen.“
Folge des Chancenwuchers reloaded: Statt sich vorzeitig aus dem Abstiegskampf zu befreien, sind die Löwen jetzt wieder mittendrin im Hauen und Stechen um die rettenden Plätze. Guttau, am Samstag einer der Besten, kündigte eine kritische Aufarbeitung an, richtete den Blick aber schon am Samstag wieder nach vorne. „In der Liga ist alles eng“, meinte er: „Es geht schnell weiter, wir sollten uns keinen allzu großen Kopf machen.“ Dazu ist immer noch Zeit, wenn auch die anstehende Englische Woche gegen die Löwen läuft. Die Gegner sollten Ansporn genug sein: Cottbus (Samstag), Sandhausen (Mittwoch), Mannheim (Sonntag, 13. April). Vor der Heimreise aus Osnabrück kündigte Glöckner an: „Wir werden das Spiel gut aufarbeiten – und es dann vom Ergebnis her besser machen.“
ULI KELLNER