Miami-Champion: der 19-jährige Tscheche Jakub Mensik. © Bello/AFP
Knapp vor dem Ziel noch gescheitert – zumindest vorerst: Novak Djokovic. © Bello/AFP
Miami – Am Ende eines „seltsamen Tages“ blieb Novak Djokovic nichts anderes übrig, als seinem jungen Gegner fair zu gratulieren. „Es tut mir weh, es zuzugeben, aber du warst besser“, sagte der serbische Grand-Slam-Rekordsieger, nachdem er im Finale des ATP-Masters von Miami in einem Generationenduell seinen 100. Karrieretitel knapp verpasst hatte.
Fünfstündige Regenunterbrechung
Nach mehr als fünfstündiger Verzögerung aufgrund anhaltenden Regens jubelte überraschend nicht der 37 Jahre alte Olympiasieger im schwülen Hard Rock Stadium, sondern Jakub Mensik, ein 19 Jahre junger Tscheche – für den der Sieg ein ganz besonderer war. „Du bist derjenige, den ich vergöttert habe, als ich jung war“, sagte Mensik zu Djokovic nach dem 7:6 (7:4), 7:6 (7:4). „Wegen dir habe ich angefangen, Tennis zu spielen.“
Für Djokovic war das ein schwacher Trost. Der Serbe muss sich weiter gedulden, um nach Jimmy Connors (109) und Roger Federer (103) als dritter Spieler in der Geschichte der Open-Ära die magische Marke von 100 Turniersiegen zu erreichen. Den nächsten Angriff könnte er beim Masters in Monte Carlo (6. bis 13. April) auf Sand starten.
Der langjährige Weltranglistenerste, der seit dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris auf einen Titel wartet, zeigte sich in Miami insgesamt aber deutlich stabiler. Vor dem Hartplatz-Highlight in der Sonne Floridas hatte Djokovic noch dreimal in Folge verloren. In Melbourne gab er gegen Alexander Zverev auf, in Doha und Indian Wells reichte es in seinem Auftaktmatch nicht zum Sieg. Eine solche Serie hatte er seit 2018 nicht mehr erlebt. Boris Becker bekam schon „Bauchweh“, weil sein früherer Schützling ihm den Eindruck vermittelte, „dass er jetzt schon damit anfängt, das Leben nach der Karriere zu genießen“.
Für die Auftritte in Miami galt das nicht, der Weg ins Endspiel verlief nahezu reibungslos und ohne Satzverlust. Im Finale gegen Mensik machten Djokovic dann aber offenkundig Probleme mit dem rechten Auge zu schaffen. Als Ausrede wollte er das nach einem umkämpften Match, in dem fast 90 Prozent Luftfeuchtigkeit für einen rutschigen Untergrund sorgten, aber nicht gelten lassen.
„Es ist unglücklich für mich. Zwei Tiebreaks, einfach ein sehr seltsames Match, ein seltsamer Tag mit der Regenverzögerung und all den Dingen, die passiert sind. Ehrlich gesagt habe ich mich auf dem Platz nicht so gut gefühlt“, sagte Djokovic, der sich für seinen Bewunderer Mensik freute, diesem aber auch eine nicht ernst gemeinte Bitte mit auf den Weg gab: „Vielleicht lässt du mich bei einem der nächsten Spiele gewinnen, denn du hast in der Karriere noch viel Zeit, ich nicht so viel.“
SID