Ein letzter Tanz im Ring

von Redaktion

Genickbruch, Asien-Abenteuer, WM-Titel: Kickbox-Legende Schroth hört auf

Alles bereit für den Showdown: Schroth (li.) und sein Gegner Proderutti posieren mit ihren sehr individuellen Masken.

Unkaputtbar: Schroth nach seinem Genickbruch 2018.

Letzter Auftritt für Pascal Schroth (re.). Seine bewegende Reise will der 31-Jährige im BMW Park mit einem weiteren WM-Titel beenden. © Halil Tosun, Steko (2)

München – Es soll das emotionale Ende einer besonderen Geschichte werden. Pascal Schroth, eine deutsche Ikone des Kickboxens, wird am Samstag im Rahmen von „Steko´s Fight Night“ seinen letzten Profikampf vor 7000 Zuschauern im Münchner BMW Park absolvieren. Damit schließt sich ein Kreis für den in Bremerhaven geborenen Athleten. „Wenn ich mein Leben reflektiere und mir dann vorhalte, dass ich am Wochenende das letzte Mal aktiv in den Ring steigen werde, ist das schon ein großer Schritt“, verriet der sichtlich hoch motivierte Schroth unserer Zeitung beim Pressetermin am Montag.

Sein Werdegang könnte spektakulärer nicht sein. Eines war von Anfang an sicher: Schroth wollte und sollte auf keinen Fall die einfache Route in die Elite des Kickboxens nehmen. 2015 reiste der damals 21-Jährige mit einem One-Way-Ticket und 300 Euro im Gepäck nach Thailand, mit der Mission, „einer der besten Kämpfer der Welt zu werden. Ich bin „all in“ gegangen und habe teilweise gelebt wie ein Hund“, erzählt Schroth. Heute wohnt er mit seiner Familie in Thailand, gründete ein eigenes Gym und fühlt sich dort unheimlich wohl.

Nach seinem ersten WM-Titel 2017 folgte ein Jahr später der große Schock. Bei einem Kampf in China erlitt er einen Genickbruch, weil sein Gegner ihn mit einem unerlaubten Wurf zu Boden schmiss. Schroth überlebte den Vorfall, wurde aber damit konfrontiert, seinen Sport vorerst nicht mehr ausüben zu können, – er war ein Jahr lang komplett außer Gefecht gesetzt. Drei Monate war Schroth in ein Korsett gesperrt, danach folgten neun Monate Reha. Ende 2019 gab der Kämpfer tatsächlich sein Comeback. Ihm gelangen trotz der schlimmen Verletzung bis heute mehrere WM-Titelverteidigungen, am Samstag könnte der mehrfache Weltmeister den Titel in der dritten unterschiedlichen Gewichtsklasse (bis 67 kg) holen.

Seinen inneren Frieden hat der 31-Jährige auf allen Ebenen gefunden. Und das nicht nur, weil er in Thailand eine Zeit lang als Mönch in einem Kloster lebte und sich dort das erste mal lebendig fühlte. „Ich bin im letzten November noch einmal in China gewesen, obwohl ich mir geschworen hatte, niemals dahin zurückzukehren. Diese Reise habe ich gemacht, um dort vor meinem Karriereende kein böses Blut zu lassen und mit dieser schlimmen Zeit abzuschließen.“

Die irre Reise geht nun auf die Zielgerade. Trotz aller Wehmut kommt das Karriereende „genau zum richtigen Zeitpunkt“. Die Geburt des dritten Kindes mit seiner Frau steht kurz bevor, er könne „sein Training wohl nicht mehr so intensiv wie nötig“ absolvieren. Und auch sonst freut sich Schroth auf sein Leben nach der Karriere, vor allem auf „das eigene Gym und die Zeit mit der Familie“.

Vor seinem letzten Profikampf ist der Wahl-Thailänder bis in die Haarspitzen motiviert. Der „K.o.-Champion“ möchte „ein letztes Mal 100 Prozent geben“ und seinen 34. Karriere-Knockout gegen Proderutti feiern. Das Duell mit seinem vier Jahre älteren Kontrahenten steht trotz zehn weiterer Kämpfe an diesem Abend über allem. „Ich weiß jeden Unterstützer wirklich wertzuschätzen“, beteuerte Schroth vor seinem großen Finale in seiner „zweiten Heimat“ München.


ELIAS EICHER

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