„Kein fairer Wettbewerb mehr!“

von Redaktion

Schiri-Frust bei 1860-Sportchef Werner: Mehr als 20 folgenschwere Pfiffe

Im Austausch mit dem DFB: 1860-Sportchef Christian Werner. © Sampics / S. Matzke

München – Eisregen begleitete die Löwen in die neue Trainingswoche, doch auf dem Platz war die Stimmung glänzend. Morris Schröter und Raphael Schifferl machten erstmals nach ihren Verletzungen das volle Programm mit, Trainer Patrick Glöckner genießt das seltene Glück, die anstehende Englische Woche mit voller Kapelle angehen zu können. Entsprechend lebhaft ging es zu bei den Spielformen – anders als in der Liga fielen viele Tore, die auch lautstark bejubelt wurden. Die unglückliche Niederlage von Osnabrück (0:1) – sie scheint dem Grund-Optimismus des Teams nicht geschadet zu haben. Nur neben dem Platz sah man am Dienstag eine finstere Miene: die von Christian Werner.

Das Thema, das den Sportchef belastet, ist nicht neu, aber so akut, dass er erneut die Öffentlichkeit sucht. 1860, sagte Werner zu den Reportern, könnte längst Richtung obere Hälfte der Tabelle unterwegs sein – wenn die Löwen von den Schiedsrichtern nicht regelmäßig benachteiligt würden. „Es ist kein fairer Wettbewerb mehr“, polterte Werner, der genau das auch schon in einem Telefonat mit dem DFB geäußert hatte. In der Leitung am Montagabend: Florian Meyer, Ansprechpartner und Chef der Schiedsrichter in der 3. Liga.

Auslöser des aktuellen Werner-Frusts: die mit zwei Spielen Sperre geahndete Rote Karte gegen Maximilian Wolfram vor der Länderspielpause gegen Haching – und am Samstag, im ersten Spiel danach, ein nicht gegebener Elfmeter, als Lukas Reich nach einem Schubser von Dave Gnaase zu Boden ging. „Die Häufigkeit der 50:50-Entscheidungen, die gegen uns getroffen werden, ist erschreckend“, sagt der 1860-Sportchef: „Die Schiedsrichter müssen gewährleisten, dass es ein fairer Wettkampf ist, aber so häufig, wie diese Saison gegen uns entschieden wird, fühlt es sich nicht mehr danach an.“

Aus aktuellem Anlass hat Werner ein Video anfertigen lassen. Darauf zu sehen seien „20 bis 25 Entscheidungen“, die in dieser Saison zu Ungunsten der Löwen ausgelegt wurden. Elfmeter, Rote Karten, strittige Zweikampfszenen. „Es ist immer so ein Zwiespalt“, sagt er: „Wir wissen, dass es keiner mit Absicht macht. Auf der anderen Seite fühlen wir uns einfach ohnmächtig, wenn man sieht, wie häufig das in dieser Saison vorgekommen ist. Wenn ich das mal zusammenrechne, sind wir bei deutlich über zehn Punkten, die uns fehlen. Und dann sprechen wir halt von Aufstiegskampf und nicht von Abstiegskampf.“

Schon in der Hinrunde hatte Werner seinem Schiedsrichterfrust Luft gemacht. „Nicht mehr hinnehmbar“, hatte er gepoltert, als das Strafstoß-Missverhältnis 0:7 betragen hatte. In Essen, Spiel eins nach seiner Schelte, hat 1860 dann endlich auch mal einen zugesprochen bekommen. Grundsätzlich will Werner nichts Schlechtes über den DFB sagen, auch nicht über die Schiedsrichterzunft an sich. „Die Kommunikation ist gut“, sagt er, „wir kommunizieren hin und her. Wir erwarten aber auch, dass da mal Resultate kommen. Nicht, dass ich jede Woche da anrufe, weil wir in einer netten, freundlichen Kommunikation sind – aber am Ende des Tages ändert sich nichts.“

Der VAR, oder zumindest ein „VAR light“, findet Werner, sei auch in der 3. Liga ein Muss. Schließlich gehe es um Gerechtigkeit, um viel Geld, letztlich auch um Arbeitsplätze. „Ich hoffe, dass wenigstens im Saisonfinale ein fairer Wettbewerb stattfindet“, sagt er: „Wir möchten nicht bevorteilt werden, das ist klar. Aber wir wollen zumindest nicht benachteiligt werden.“ Idealerweise schon am Samstag gegen Cottbus, das zuletzt zweimal 1:0 gewonnen hat – jeweils durch Strafstoßtreffer in der heißen Schlussphase.
ULI KELLNER

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