Pokert sich Eberl ins Aus?

von Redaktion

Bayerns Sportvorstand steht in der Causa Müller erneut im Fokus

In der Legenden-Zange: Mario Gomez, aktuell bei RB. © IMAGO

Langes Gespräch: Freund und Rummenigge. © Langer

Im Rampenlicht: Max Eberls Arbeit wird von allen Seiten beäugt – allerdings nicht immer nur positiv. © IMAGO

München – Wenn es nach dem mächtigen Aufsichtsrat um Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge geht, ist das Kapitel Thomas Müller beim FC Bayern ab Sommer bekanntlich passé. In der Vorstandsetage des deutschen Rekordmeisters sieht man das jedoch etwas anders: Zumindest dauerten die Gespräche um die Müller-Zukunft nach unseren Informationen am Dienstag weiter an. Ausgang: angeblich offen. Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten, dass sich beide Gremien in Vertragsfragen uneins sind – nicht umsonst gingen die Verlängerungen von Alphonso Davies (Gehalt), Jamal Musiala (Ausstiegsklausel) und Joshua Kimmich (Zögern) nicht geräuschlos über die Bühne. Und dass in der Causa Müller zumindest in Teilen der Vorstandschaft nun eine „Jetzt-erst-Recht-Einstellung“ herrscht, riecht mal wieder nach Machtkampf an der Säbener Straße.

Mit geschätzt 17 Millionen Euro Jahresgehalt gehört Müller mmer noch zu den Top-Verdienern an der Säbener Straße. Dass diese Summe im Verhältnis zu Startelf-Quote (30 Prozent) und durchschnittlicher Einsatzzeit (36 Minuten) exorbitant hoch ist, steht außer Frage. Daher verwundert es im Nachhinein durchaus, dass Sportvorstand Max Eberl Anfang Januar vollmundig in die Welt posaunte: „Thomas braucht ja nicht groß zu verhandeln. Wenn er sagt, er hat Lust weiterzumachen, dann werden wir uns in die Augen schauen, dann schauen wir uns den Kader an, und dann wird es weitergehen.“ Markige Worte, die dem Münchner Sportchef nun um die Ohren fliegen. Nicht das erste Mal, dass der 51-Jährige verbal vorprescht.

Dass die Bayern sparen wollen – und auch müssen – ist mittlerweile bekannt. Nicht umsonst bekam Eberl vom Aufsichtsrat bereits im vergangenen Sommer den Arbeitsauftrag, Spieler zu verkaufen und dadurch entsprechende Erlöse zu generieren. Das Vorhaben gelang nur mäßig und nach den kostspieligen Vertragsverlängerungen von Davies, Musiala, Kimmich und Manuel Neuer wurde nun das Müller-Gehalt als Sparmaßnahme ausgemacht. Wie unsere Zeitung erfuhr, soll Eberl wegen des Sparzwangs bereits eine Verkaufsliste für den Sommer erstellt und diese auch bereits intern präsentiert haben, um in der kommenden Transferperiode Einnahmen zu erzielen. Sollte das erneut nicht gelingen, wird die Luft für den Sportvorstand langsam dünner: Pokert sich Eberl um Kopf um Kragen?

Gedankenspiele, wie man ein mögliches Eberl-Vakuum füllt, werden im Hintergrund bereits durchgespielt: Ein Weg führt zu Sportdirektor Christoph Freund. Der Österreicher pflegt vor allem zu CEO Dreesen ein gutes Verhältnis. Auffällig: Freund und Ex-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wurden beim Beckenbauer Cup ganz eng gesehen. Hat es sich der Ex-CEO etwa zur Aufgabe gemacht, den Sportdirektor an die Hand zu nehmen und sein Profil zu schärfen? Bei diesem Szenario würde der Vorstand auf zwei Posten verschlankt werden – und Freund müsste sich für „höhere Aufgaben“ empfehlen.

Der Name von Mario Gomez fällt in diesem Zusammenhang ebenfalls: Der ehemalige Stürmer wurde schon im vergangenen Jahr als möglicher Bayern-Vorstandschef gehandelt. Allerdings fühlt sich der 39-Jährige zwischen Oliver Mintzlaff und Jürgen Klopp als drittmächtigster Mann im Fußball-Imperium von RB äußerst wohl. Ein anderer Name, der in München regemäßig gehandelt wird: Ralf Rangnick. Doch noch hat Eberl Zeit, zu beweisen, dass er der richtige Mann für den Job als Sportvorstand ist.
M. BONKE, P. KESSLER, H. RAIF

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