Ich bin erwachsen geworden

von Redaktion

FCB-Star Gnabry: Vom Kindskopf zum Stiftungsgründer

Erster PK-Auftritt: Gnabry im Juli 2018. © Huebner

Gnabry mit dem Team von Wagners Juicery am vergangenen Sonntag.

Im vergangenen Sommer hat Serge Gnabry seine Stiftung gegründet. © IMAGO/Lackovic

München – Im Juli 2018 kletterte ein damals 22-jähriger Bursche auf das Pressepodium der Allianz Arena. Der Blick fiel damals sofort auf das schicke rot-gestreiftes Poloshirt mit auffälligem Schlangen-Kragen. Sieben Jahre, fünf Meisterschaften, zwei DFB-Pokalsiege und einen Champions-League-Triumph später steht Serge Gnabry im legeren schwarzen Kapuzenpullover im Trend-Café „Wagners Juicery“ und hält dem Mann vom Lieferservice die Türe auf.

Im vergangenen Sommer hat der Bayern-Spieler die Serge Gnabry Stiftung gegründet und setzt sich für Menschen mit schweren gesundheitlichen Schicksalen und für Personal aus dem Gesundheits- und Pflegebereich ein. Als Zeichen der Anerkennung für ihre Arbeit hat Gnabry an diesem Sonntag die Ärzte und das Pflegepersonal der Kinderkrebsstation des Haunerschen Kinderspitals samt Familien zum Frühstück eingeladen und einen Lieferservice für die Klinik-Mitarbeiter organisiert, die an diesem Tag auf der Station Dienst hatten.

Gemeinsam mit Juicery-Besitzer Cornelius Wagner reifte die Idee für die Open-Sunday-Aktion, denn normalerweise hat das Café in der Fraunhoferstraße am Sonntag geschlossen. Doch an diesem Tag öffnet das Wagners seine Pforten, ab elf Uhr auch für den normalen Betrieb – und die Einnahmen wurden an die Stiftung gespendet. Der Offensivspieler des deutschen Rekordmeisters blickt sich zufrieden zwischen dem Klirren der Kaffeetassen und dem Aufheulen der Saftmixer um: „Das ist eine ganz lässige Atmosphäre hier. Wir wollten als Stiftung nicht Gala-Dinners veranstalten, wie es häufig üblich ist – sondern coole Aktionen veranstalten.“

Soziales Engagement war Gnabry schon früher wichtig. Bereits mit 23 Jahren schloss er sich der Bewegung „Common Goal“ an, bei dem Profi-Fußballer einen Teil ihres Gehalts spenden. „Ich wurde so erzogen: Viel mit anderen zu teilen und gleichzeitig auch etwas an Menschen zurückgeben, denen es vielleicht nicht so gut geht. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich durch den Fußball sehr privilegiert bin“, erklärt der Bayern-Kicker.

Der 29-Jährige hat sich entwickelt – vom Kindskopf zum Mann. „In den sieben Jahren hier in München bin ich schon erwachsener geworden, wenn man das so sagen kann. Jetzt geht es auf die 30 zu: Man denkt an andere Dinge, man wird reifer und übernimmt überall im Leben mehr Verantwortung – nicht nur im Fußball. Diese Wandlung macht jeder in dieser Lebensphase, es ist ein schöner Prozess“, reflektiert der 49-malige Nationalspieler.

Auch die Stadt spielt eine zentrale Rolle: „Sieben Jahre in München – womit ich anfangs nicht gerechnet hätte – ist eine lange Zeit. Die Stadt ist wie mein zweites zu Hause geworden. Ich habe viele Freunde gefunden – im privat und auch innerhalb der Mannschaft und im Verein.“ In seiner Jugend wechselte Gnabry oft, sogar nach England zu Arsenal London. Im Seniorenbereich ginge es über Bremen und Hoffenheim nach München. „Ich war es gewohnt, in meiner Karriere viel rumzukommen. Darum fühlen sich sieben Jahre wie eine sehr lange Zeit an – aber eine sehr schöne.“

Gnabry hat viel erlebt an der Säbener Straße und weiß seine aktuell schwierigere sportliche Situation einzuschätzen: „Das Wichtigste ist, immer an sich zu glauben. Jeder von uns ist sich seiner eigenen Stärke bewusst. Bayern zählt zu den absoluten Top-Clubs weltweit. Darum wird es hier immer einen harten Konkurrenzkampf geben – und dem muss man sich stellen. Und das tue ich!“

Mit dem Champions-League-Finale dahoam wartet am Ende der Saison noch ein Höhepunkt auf Gnabry, der den Titel bereits im Jahr 2020 während der Corona-Pandemie mit den Bayern geholt hatte. Nach dem Triumph gingen die Bilder um die Welt, als er gemeinsam mit Joshua Kimmich auf dem Rasen lag und in den Nachthimmel von Lissabon blickte.

Wiederholungsbedarf? „Das wäre Wahnsinn“, sagt und Gnabry und erklärt: „Wir haben dieses Ziel vor Augen – und träumen davon. Mit den eigenen Fans im Rücken, das wäre das i-Tüpfelchen. Der Champions-League-Sieg in München ist etwas, wovon wir Spieler alle träumen, träumen dürfen und auch träumen sollten.“
MANUEL BONKE

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