Enges Duell: Im Hinspiel siegten Johannes Voigtmann (re.) und seine Bayern denkbar knapp mit 98:93. © IMAGO
München – Durch den BMW Park dröhnte Musik, einige Profis absolvierten lässig noch ein paar Wurfübungen. Die Basketballer des FC Bayern gaben sich entspannt beim letzten Training in der Heimat. Kurz bevor der Münchner Tross in Richtung Belgrad abhob, wo man am Donnerstag (20.30 Uhr) das Auswärtsspiel bei Maccabi Tel Aviv vor der Brust hat.
Eine Partie, die am Ende ziemlich mitentscheidend dafür werden könnte, ob die Bayern die Saison im Sommer als Erfolg werden verbuchen können. Ein Sieg, und man könnte das direkte Ticket fürs Viertelfinale schon buchen.
Wenn die Konkurrenz entsprechend mitspielt. Aber das, es ist ein Merkmal dieser Saison, bleibt ein Fall für den Rechenschieber. Nur Fenerbahce Istanbul, kommende Woche der letzte Bayern-Gegner, und Olympiakos Piräus sind bereits am Ziel. Für die weiteren vier Direkttickets in die Runde der letzten Acht gibt es noch immer acht Bewerber. Von denen die Münchner derzeit sogar noch einer der heißesten sind. Man hat die Geschicke als Tabellenfünfter selbst in der Hand – bei zwei Siegen ist sogar Platz vier und damit das Heimrecht für die Playoffs in Reichweite.
Gedankenspiele, mit denen sich offiziell auch Trainer Gordon Herbert lieber gar nicht befassen will. „Ich habe es versucht und wieder aufgegeben“, sagte der 66-Jährige, „ich überlasse das denen, die schlauer sind als ich.“
Aber nun ja, Herbert und seine Bayern sind in dieser Saison ja auch am besten damit gefahren, den Blick nur auf das nächste Spiel zu lenken. Nur nicht den Fokus verlieren. Auch nicht durch die vielen Nebengeräusche, die den Basketball-Kosmos dieser Tage umgeben.
Nicht durch die NBA, die in zwei Jahren eine Dependance in Europa an den Start bringen wird und nun zunehmend offensiver um die großen Marken wie Real Madrid, FC Barcelona oder den FC Bayern buhlt. Auch Weltmeister Andi Obst will daran erst mal keinen Gedanken verschwenden. „Ich bin hier, um Basketball zu spielen“, betonte er, „das ist ein Thema für andere.“ Das gilt auch für das Bild der Euroleague, das sich in diesem Sommer merklich verändern wird. Massimo Zanetti, Mehrheitseigner von Virtus Bologna, deutete laut basketnews an, dass der viel diskutierte Basketball Club Dubai, derzeit noch mit begrenztem finanziellem Aufwand im Testlauf in der Adria Liga aktiv, bereits in der kommenden Saison in die Euroleague einziehen wird. Womit die Luft auch für Alba Berlin dünn werden könnte. Denn Zanetti verriet auch, dass sein Club und auch die beiden Belgrader Vereine per Wildcard an Bord bleiben. Damit bliebe in einem 18er-Feld nur noch ein Platz frei.
Probleme, die den Bayern in diesen Tagen besonders fern sind. Es winkt das Viertelfinale und damit ein Coup, der vielleicht sogar noch höher einzuschätzen wäre als die Corona-Saison 2020/21. Eine kleine Erinnerung an damals erleben die Bayern am Donnerstag: Bei Maccabi-Spielen ist das Ausweichquartier in Belgrad weitgehend leer.
PATRICK REICHELT