Nichts ist unendlich. Auch nicht der Höhenflug von Bayer 04 Leverkusen. Spätestens nach der 1:2-Blamage im Pokal-Halbfinale bei Arminia Bielefeld ist klar: Es kriselt im Paradies. Und das liegt nicht nur an der dürftigen Performance auf der Bielefelder Alm und dem verpassten Endspiel von Berlin.
Die unrühmlichsten Szenen spielten sich nämlich nach dem Schlusspfiff ab. Wie begossene Pudel schlichen die Bayer-Stars zum Auswärtsblock. Dort angekommen, machte ein Anhänger seinem Unmut Luft, geigte Leverkusen-Anführer Granit Xhaka aus wenigen Metern Entfernung lautstark die Meinung. Dieser konterte, gab dem Fan deutlich zu verstehen, dass sich dieser lieber verziehen sollte. Ein Sicherheitsmann verhinderte, dass die beiden Streithähne auch körperlich aneinander gerieten. So kurz nach dem Spiel hitzige Emotionen? Verständlich. Ärger der Fans über das peinliche Ausscheiden? Verständlich. Doch scheinen einige „Fans“ vergessen zu haben, dass diese Bayer-Mannschaft ihnen nach Jahrzehnten des Wartens mit dem Doublesieg vergangene Saison Momente für die Ewigkeit geschenkt hat. Und auch diese Saison muss sich das Alonso-Team definitiv nicht für seine Leistungen schämen, liegt mit 16 (!) Punkten Vorsprung auf die Nicht-Champions-League-Ränge auf Rang zwei, nur sechs Zähler hinter Bayern. Ein bisschen Demut täte dem ein oder anderen Leverkusen-Fan dieser Tage gut.
Doch nicht nur Teile der Zuschauer präsentierten sich am Dienstagabend als schlechte Verlierer. Auch Geschäftsführer Fernando Carro ließ im negativen Sinne aufhorchen. Der Spanier beschwerte sich, dass der Platz auf der Bielefelder Alm vor dem Anpfiff nicht nochmals gewässert wurde. Damit nicht genug: Carro kündigte an, sich beim DFB über die Platzverhältnisse zu beschweren und forderte Sanktionen gegen den Drittligisten. Peinlicher geht es wirklich nicht. Noch dazu, weil das Superstar-Ensemble aus Leverkusen den Bielefeldern in Attributen unterlegen war, die nichts mit dem Zustand des Rasens zu tun hatten: Wille, Laufbereitschaft, Kampf für den Lebenstraum DFB-Pokalfinale. Die Spieler von Bayer 04 hingegen wirkten, als wäre ihnen der Finaleinzug mehr oder weniger egal. Leverkusen muss aufpassen, dass es sich die vielen neu gewonnenen Sympathien in Fußball-Deutschland nicht direkt wieder verspielt. Dass sie gute Gewinner sein können, haben Carro und Co. mehrfach bewiesen. Nur das Verlieren scheinen sie verlernt zu haben.