Die Zeit rast: In drei Monaten beginnt die EM, bei der Christian Wück die DFB-Frauen zum Titel coachen soll. © IMAGO
Dundee/Köln – Von der wilden Schönheit der schottischen Küste ließ Christian Wück sich nicht ablenken. Im sonnigen Dundee muss der Bundestrainer drei Monate vor dem EM-Start zu viele Baustellen beackern. Die Zeit rast – also soll Deutschlands Frauen-Auswahl beim Nations-League-Doppelpack gegen Schottland endlich wie ein Titelanwärter auftreten. „Ich will eine deutsche Mannschaft sehen, die von der ersten bis zur letzten Minute spielbestimmend ist“, forderte Wück (51) unmissverständlich.
Am Freitag (20.35 Uhr/ZDF) und im Rückspiel am Dienstag in Wolfsburg (17.45 Uhr/ARD und KiKa) muss die Auswahl um Kapitänin Giulia Gwinn daher im EURO-Casting „den DFB-Schalter umlegen. Wir wollen unsere eigene Identität auf dem Platz haben.“
Wücks Sorgenfalten sind bei nur noch vier Spielen bis zur Titeljagd in der Schweiz (2. bis 27. Juli) nicht zu übersehen. Zu wechselhaft und fragil trat das DFB-Team nach Olympia-Bronze 2024 und dem Umbruch in den bislang sechs Spielen unter seiner Regie auf.
Auf Schwarzmalerei hat der Bundestrainer trotz der jüngsten Champions-League-Lehrstunden für den FC Bayern und den VfL Wolfsburg keine Lust, aber: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir schneller zu unserer Wunschformation finden.“ Der Kampf um die Kaderplätze scheint offener denn je.
Mit neuen Gesichtern wie Bayern-Talent Franziska Kett (20) erhöhte Wück noch einmal den Druck. „Wir müssen einfach die Mannschaft finden, die in der Lage ist, gegen vielleicht elf bessere Einzelspielerinnen zu gewinnen“, lautet das Credo im Hinblick auf den EM-Auftakt gegen Polen am 4. Juli in St. Gallen.
Seine Spielerinnen geben sich optimistisch. Die Mannschaft habe unter Wück bereits gezeigt, „was wir leisten können. Man hat aber auch gesehen, dass es uns manchmal schwerfällt, unsere Leistung auf den Platz zu bekommen“, sagte Klara Bühl: „Aber grundsätzlich bin ich überzeugt, dass wir zur EM voll da sind.“
Immerhin im Tor gibt es jetzt klare Verhältnisse. Olympia-Heldin Ann-Katrin Berger geht als Nummer eins ins Turnier, mit ihren 34 Jahren soll die Torhüterin vom US-Club Gotham FC mit ihrer Erfahrung als Stabilitätsfaktor wirken. Dabei scheut Berger auch keinen Klartext. „Wir müssen die Zweikämpfe mehr gewinnen wollen als die Schottinnen. Zudem muss der Wille da sein, Tore zu verhindern“, forderte sie vor den Duellen mit dem Schlusslicht der Gruppe A1.
SID