Darf er von Beginn an ran? Thomas Müller, der die Bayern im Sommer nach 25 Jahren verlassen muss, mit Leroy Sané vergangenen Freitag in Augsburg. © IMAGO/Feil
München – Bank oder Startelf? Alle Blicke werden bei der ganz großen Bayern-Aufgabe in der Champions League gegen die Abwehrspezialisten von Inter Mailand natürlich auf Thomas Müller gerichtet sein. Denn die größte aller Personalfragen bei den vom Verletzungspech heimgesuchten Münchnern vor dem Viertelfinal-Hinspiel lautet: Wie reagiert Vincent Kompany auf den schwerwiegenden Ausfall von Offensiv-Trumpf Jamal Musiala?
Auch wenn der FCB-Trainer andere personelle und taktische Lösungen wählen könnte, etwa mit Serge Gnabry oder einem offensiveren Leon Goretzka, wäre Müller die logische Lösung. Das Club-Urgestein jedenfalls brennt. Das Spiel gegen Inter Mailand sei das „Duell, um so richtig die Tür aufzustoßen in Richtung Finale dahoam“, unterstrich Müller vor dem Abschlusstraining. „Das ist jetzt das, was wirklich zählt!“ Er hat in München noch nicht fertig! Und er möchte sich in einem 162. Königsklassen-Einsatz (56 Tore) zerreißen – auf dem Platz.
Die Bayern-Fans wünschen sich am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) einen besonderen Mia-san-Müller-Abend nach dem sportlich nachvollziehbaren, aber für viele trotzdem unverständlichen Aus. Der 35-Jährige versicherte, dass zwischen ihm und dem Club „nichts Negatives“ hängen bleibt. „Man muss sich nicht immer einig sein im Leben, um trotzdem voll auf einer Welle zu reiten“, sagte Müller in einer Videobotschaft. „Wir können uns gegenseitig in die Augen und positiv in die Zukunft schauen.“
Die nahe Zukunft heißt Inter. Eine Müller-Aufstellung könnte das Stadion stimmungsmäßig anzünden. „Ich erwarte ein hartes Spiel“, sagte Torjäger Harry Kane. In zehn Königsklassen-Partien hat der Serie-A-Spitzenreiter gerade mal zwei Gegentore zugelassen. „Mit der richtigen Mentalität, mit dem vollen Fokus können wir jedem Team wehtun“, sagte Kane, der selbstbewusst an die Runde zuvor erinnerte: „Das 5:0 im Gesamtergebnis gegen Leverkusen war ein großes Statement.“
„Thomas hat noch etwas im Köcher“
Da saß Müller beim Hinspiel 90 Minuten auf der Bank. Im Rückspiel kam er auch erst in der 84. Minute rein. Und jetzt? Vielleicht folgt Kompany der Müller-Werbung von Führungsspielern wie Kane und Joshua Kimmich, die nach der schweren Muskelverletzung von Musiala die naheliegende Lösung ansprachen.
„Jetzt ist Jamal verletzt. Und ich glaube, Thomas hat noch etwas im Köcher“, sagte Kimmich. Und Kane befand: „Thomas ist immer bereit, einen Impact auf das Team zu haben.“ Beginnt Müller, würde er das sogar als Kapitän tun.
Fürsprecher hat der Angreifer auch unter ehemaligen Bayern-Stars. „Ich würde mir wünschen, dass er nochmal diese große Bühne bekommt“, sagte etwa Ex-Kapitän Stefan Effenberg. Müller habe sich in seiner Karriere „viele Träume erfüllt, ist Weltmeister geworden, hat die Champions League gewonnen. Aber dieses Finale dahoam hat so eine große Bedeutung“. Müller sei „on fire“.
Unabhängig von Müller: Ohne Musiala, Manuel Neuer, Dayot Upamecano, Alphonso Davies, Hiroki Ito und auch noch Aleksandar Pavlovic müssen die Bayern noch enger zusammenrücken. „Jeder muss sich bewusst sein, dass er zu jeder Zeit auf den Punkt bereit sein muss“, forderte Kimmich. Einem Thomas Müller muss das keiner extra sagen.
DPA