Thomas Müller (li.) musste auf der Bank starten und erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich. © Imago
Davide Frattesi (M) bejubelt sein 2:1. © Hoppe/dpa
Inters Star-Stürmer Lautaro Martinez (re.) traf mit dem Außenrist zum Führungstreffer für die Italiener. © IMAGO (3)
München – Die Sorgenfalten von Vincent Kompany werden immer größer. Durch die 1:2 (0:1)-Pleite gegen Inter Mailand steht der FC Bayern vor einer Mammutaufgabe im Rückspiel, der Traum vom Finale Dahoam droht schon im Viertelfinale zu platzen – und der Umgang mit Thomas Müller sorgt weiter für Unruhe.
Schließlich musste der Routinier trotz des Ausfalls von Jamal Musiala (Muskelbündelriss) auch am Dienstagabend auf der Bank Platz nehmen, stattdessen startete Raphael Guerreiro auf der Zehn. Müller wurde dagegen erst nach 75 Minuten eingewechselt – und lieferte mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen Ausgleich direkt die Retourkutsche. Weil Inter aber spät zum Sieg traf, werden die Diskussionen um das Müller-Aus und Kompanys Aufstellung nicht abreißen.
Vor dem Spiel begründete der Trainer die Maßnahme bei Prime Video so: „Rapha hat schon einmal auf dieser Position gespielt und zwei Tore (gegen Bochum, Anm. d. Red.) erzielt. Er kennt diese Position sehr gut und gibt uns auch defensiv etwas.“
Das sollte zunächst auch funktionieren: Die Münchner erspielten sich zu Beginn ein wahres Chancen-Feuerwerk, Michael Olise schlenzte nach sechs Minuten knapp am linken Pfosten vorbei. Kurz darauf köpfte Harry Kane zu zentral aufs Tor, sodass der Ex-Münchner Yann Sommer im Kasten der Mailänder keine Probleme hatte. Danach ließ der Engländer dann die beste Chance der Anfangsphase aus und streifte mit seinem Schuss nach toller Olise-Vorlage nur den Pfosten (26.).
Der FCB verpasste es also, Kapital aus seinem furiosen Start zu schlagen – und so kam es, wie es kommen musste: Nach einem Warnschuss von Carlos Augusto ans Außennetz (31.) war es sieben Minuten später Lautaro Martinez, der dem Rekordmeister mit seinem Außenrissschuss in den Winkel eine kalte Dusche bescherte (38.). Keeper Jonas Urbig war dabei machtlos. Im Anschluss ging merklich ein Bruch durchs Münchner Spiel, auf den Ränken wurde aufgrund eines Notarzt-Einsatzes außerdem zwischenzeitlich der Support eingestellt. Und so befanden sich die defensivstarken Mailänder (zuvor nur zwei CL-Gegentore) plötzlich in der komfortablen Situation, eine Führung zu verwalten – obwohl sie für Philipp Lahm eigentlich nur Außenseiter waren: „Italienische Mannschaften von heute erinnern mich an einen Ferrari, dem, um 200 PS gedrosselt und halb vollgetankt, zehn Runden vor dem Ziel der Sprit ausgeht“, schrieb Lahm vor der Partie in seiner Kolumne für „Zeit Online“.
Diesmal hielt der Inter-Tank aber durch: Trotz des Ausgleichs von Müller (85.) schlug Davide Frattesi für die Nerazzurri zurück und traf zum 2:1 (88.). Nächste Woche braucht der FCB mindestens zwei Tore fürs Halbfinale – vielleicht darf Müller starten.
VINZENT TSCHIRPKE
MANUEL BONKE