„Sascha wird die Kurve kriegen“

von Redaktion

Turnier-Boss Kühnen über die neuen BMW Open, Sinner und Zverev

Der Mann, der das Spielerfeld zusammenstellt: Patrik Kühnen. © IMAGO/Lackovic

München – Patrik Kühnen (59) hat einige Tennisspieler in München kommen und gehen sehen, seit er 2008 das Amt des Turnierdirektors bei den BMW Open übernommen hat. Über die Jahre entwickelt er im Team mit dem MTTC Iphitos und der Veranstalteragentur MMP (seit 2014 dabei, Vertrag bis 2032) eines der besten 250er-Events der ATP-Tour. Doch dieses Jahr ist vieles neu und anders. Das Turnier wird erstmals in der höheren 500er-Kategorie ausgetragen. Es gibt nur einen kleinen Wermutstropfen…

Herr Kühnen, der Turnierdirektor soll bereits ein paar Bälle im neuen Center Court geschlagen haben. Wie war‘s?

Beeindruckend. Wenn dann noch die mehr als 6000 Zuschauer auf den Tribünen sitzen, wird das eine richtig tolle Stadionatmosphäre.

Sie sind seit 18 Jahren an Bord. Dieses Jahr sind die BMW Open erstmals ein 500er-Turnier. Zumindest ein bisschen aufgeregt?

Das „bisschen“ können Sie streichen. Ich freue mich jedes Jahr wie ein kleines Kind, aber diesmal ist alles noch viel intensiver. Für das Turnier ist die neue Kategorie ein richtig, richtig großer Schritt in der Entwicklung. Wir feiern eine Premiere mit Ausblick auf die Zukunft. Bei mir kribbelt es schon.

Als Sie angefangen haben, stand es weniger gut um das Event. Sie sind vor allem für das Teilnehmerfeld verantwortlich. Spüren Sie eine veränderte Rückmeldung von Spielerseite bei Ihren Anfragen?

Der Kontakt zu den Spielern und deren Management war immer gut. Was sich sukzessive positiv entwickelt hat, ist das Turnier – auch in der Wahrnehmung der Spieler. Sie stehen für uns an erster Stelle und wir wollen ihnen die angemessene Wertschätzung entgegenbringen – unabhängig von der Ranglistenposition. Womit wir unter anderem auch punkten können: Wir spielen in einem echten Tennisclub, diese Atmosphäre gibt es nicht bei vielen Turnieren. Viele Spieler kommen deswegen gerne wieder.

Darauf müssen Sie auch bei Jannik Sinner, dem Weltranglisten-Ersten, der zugesagt hatte, aber wegen einer Dopingsperre nicht spielen darf, hoffen…

Die Nummer eins der Welt beim 500er-Debüt, das wäre für uns eine runde Geschichte gewesen. Leider klappt es jetzt nicht, das ist sehr schade, aber diese Entwicklung können wir weder beeinflussen noch war sie vorhersehbar. Zum Fall selbst kann ich gar nicht viel sagen, weil ich die Details nicht kenne. Was aber klar ist: Wir werden auch in den kommenden Jahren versuchen, die Nummer eins – wer auch immer das dann sein mag – nach München zu holen.

Alexander Zverev hatte durch Sinners Sperre als Zweitplatzierter auch ein Auge auf den Thron geworfen. Die vergangenen Wochen verliefen äußerst durchwachsen. Was für eine Version von „Sascha“ erwarten Sie in München?

Der Swing mit den Turnieren in Südamerika und Amerika verlief sicher nicht so, wie er sich das erhofft hatte. Aber Sascha war oft in schwierigen Situationen und hat sich wieder herausgekämpft. Jetzt steht ein Belagwechsel von Hart- auf Sandplatz an. Sascha kann und sollte unter die vergangenen Wochen einen dicken Strich ziehen, sich die neuen Schuhe mit anderer Besohlung schnappen und sich neu fokussieren. Seine Sandsaison 2024 war sehr stark, bei den French Open hat er erst in fünf Sätzen gegen Carlos Alcaraz verloren. Ich bin zuversichtlich, dass er die Kurve schnell wieder kriegt. Wenn man eine schlechte Phase hat, ist es die Kunst, sie kurz zu halten.

Ein Spaziergang wird es allerdings nicht. Der Cut für den letzten Spieler, der direkt ins Hauptfeld gerutscht ist, liegt in diesem Jahr bei Ranglistenposition 52!

Leicht war es auch in den Vorjahren nicht. Die Konkurrenz war immer groß, jetzt ist sie noch größer. Aber wie heißt es so schön: Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.


INTERVIEW: MATHIAS MÜLLER

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