Treffen mit der Vergangenheit: Devon Booker. © IMAGO
München – Der Trip nach Ulm war für die Basketballer des FC Bayern schnell abgehakt. Was zählte war, dass man das Topspiel ohne nennenswerte Blessuren überstanden hatte. Klar, man braucht alle Kräfte fürs noch größere Ziel in Europa. Dort sind 33 Hauptrundenspiele in den Büchern. Doch es ist das letzte am Donnerstag (20 Uhr) gegen Fenerbahce Istanbul, das nun darüber entscheiden muss, ob es tatsächlich klappt mit der dritten Viertelfinalteilnahme in der Euroleague.
Klar ist: Die Bayern brauchen eine weitere magische Garden-Nacht. Klappt es nicht mit dem 14. Sieg in der neuen Arena, dann bleiben die Play-Ins in der kommenden Woche als letzter Strohhalm. In bis zu zwei Spielen ginge es ab Dienstag um die Hintertüre in die Runde der letzten Acht.
Bei einem Sieg über Fenerbahce könnten sich die schwer strapazierten Münchner diese Extraschichten aller Voraussicht nach sparen. Allerdings wird die Sache ein Fall für echte Rechenkünstler. Denn: vor dem letzten Spieltag liegen vier Mannschaften nach Siegen gleichauf – Real Madrid (bei Partizan Belgrad), FC Barcelona (am Freitag gegen Bologna), Efes Istanbul (am Freitag gegen Kaunas) und eben die Bayern.
Bei Sieggleichheit in der Abschlusstabelle kommt in der Königsklasse bekanntlich der direkte Vergleich zum Tragen. Bei mehr als zwei Teams werden alle Duelle der Betroffenen in einer eigenen Tabelle verrechnet. Gut für die Bayern: Bleibt die Situation auch nach diesem Spieltag die gleiche, dann ziehen die Münchner als Tabellensechster ins Viertelfinale ein.
Doch andernorts könnte Ungemach drohen. Denn was ist, wenn die vier genannten Mannschaften gewinnen, aber zeitgleich Daniel Theis` AS Monaco ihr Hauptrundenfinale in Lyon verliert? Dann wären sogar fünf Vereine gleichauf. In deren Quervergleich zögen die Bayern dann allerdings als Tabellensiebter den Kürzeren.
Oder was ist, wenn einer der Münchner Rivalen patzt und nach Siegen aus dieser Rechnung fällt? Niederlagen von Real Madrid oder Efes Istanbul blieben folgenlos. Wenn allerdings der, erst am Freitag geforderte FC Barcelona – den die Bayern zweimal bezwangen – sein Heimspiel gegen Virtus Bologna verliert, dann ist das Herbert-Team als Tabellensiebter aus dem Rennen. Wirklich feiern kann man also auch bei einem Sieg erst Freitagnacht. Wenn man sich schon langsam für die Reise nach Oldenburg rüstet, wo man am Sonntag in der BBL gefragt ist.
Interessant ist auch: Sollten die Bayern die Hürde Fenerbahce nehmen und tatsächlich Sechster werden, dann würden die beiden Teams im Viertelfinale vermutlich gleich wieder aufeinandertreffen. Was für die, bislang glücklose Fenerbahce-Leihgabe Onuralp Bitim, aber vor allem für Punktehamster Carsen Edwards und Devin Booker eine spezielle Angelegenheit wäre. Die beiden US-Boys waren bekanntlich vor ihrem Wechsel nach München vor knapp zwei Jahren noch beim Gegner unter Vertrag.
Zumindest Booker hat das längst abgehakt. „Ich habe eine schöne Zeit dort gehabt“, sagte der Center-Routinier, der nach der überraschend schnellen Rückkehr von seiner Knieverletzung aus dem Strahlen nicht mehr herauskommt, „aber jetzt bin ich hier und will dieses Spiel unbedingt gewinnen. Es ist für uns das wichtigste Spiel des Jahres.“
PATRICK REICHELT