Bayern-Trainer Kompany hat sich gegen Mailand mit der Aufstellung ein Stück weit verzockt. © Imago (4)
München – In den Katakomben der Allianz Arena wird bereits kräftig die Werbetrommel für das Champions-League-Endspiel am 31. Mai in München gerührt: So mussten die Spieler an Graffiti-Bildern vorbeimarschieren, auf denen die „Road to Munich 2025“ mitsamt Frauenkirche, Bavaria-Statue und Monopteros illustriert war. Aktuell sieht es ganz danach aus, als wären diese Zeichnungen der letzte Berührungspunkt des FC Bayern mit dem Finale dahoam. Denn nach dem 1:2 (0:1) im Viertelfinal-Hinspiel gegen Inter Mailand droht der Münchner Königsklassen-Traum zu platzen.
Die Kaltschnäuzigkeit der Mailänder Torschützen Lautaro Martinez (38. Minute) und Davide Frattesi (88.) und die typisch-italienische Defensiv-Disziplin reichten aus, um den Bayern die erste Heimpleite seit April 2021 und 22 Champions-League-Partien zuzufügen. Daran konnte auch der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer von Thomas Müller (85.) nichts ändern.
„In der zweiten Halbzeit waren wir sehr dominant, haben mutig gespielt. Es ist schade, mit dem zweiten Gegentor, aber es ist immer unsere Verantwortung. Mailand auswärts ist schwierig, aber wir gehen nicht zu negativ aus dem Spiel“, lautete das Fazit von Chefcoach Vincent Kompany. Dem Belgier gelang es nicht, das derzeitige Verletzungspech mit seiner Taktik-Idee zu kompensieren. Stattdessen trat er durch den Bankplatz für Müller und die Hereinnahme von Raphael Guerreiro als Zehner die nächste Debatte um die Vereinslegende los – zumal der Portugiese gegen Inter quasi nicht stattfand.
Bleibt die Frage, ob Kompany im Rückspiel am kommenden Mittwoch in Mailand (21 Uhr, DAZN) noch die Kurve kriegt? Verbesserungspotenzial gibt es in allen Mannschaftsteilen. „Vielleicht waren wir zu Beginn ein bisschen zu vorsichtig, obwohl wir aggressiv sein wollten“, analysierte Müller. Inter sei eine Mannschaft, die auf den ersten Blick nicht supergefährlich wirke, „aber sie sind sehr zäh zu bespielen. Sie sind ein bisschen wie Kaugummi“.
Im anstehenden Duell braucht der deutsche Rekordmeister mindestens zwei Tore, um den Einzug ins Halbfinale doch noch zu packen. Keine leichte Aufgabe gegen die massiven Mailänder-Abwehrmonster, zumal Mittelfeld-Regisseur Hakan Calhanoglu eine heiße Kulisse im San Siro ankündigt: „Es wird ein Hexenkessel nächste Woche bei uns, wir wollen eine Runde weiterkommen!“
Diese Ansage dürfte zwar nicht wirklich ausreichen, um das bayerische Star-Ensemble vollends einzuschüchtern – doch mehr, als sich in Durchhalteparolen zu flüchten, blieb den Kompany-Kickern vorerst nicht übrig. „Wir haben genug Qualität und das müssen wir auf dem Platz zeigen“, sagte beispielsweise Konrad Laimer.
Sportvorstand Max Eberl sah die Sache wie folgt: „Die Leistung macht mir Hoffnung für das Rückspiel. Damit haben auch in Mailand eine Chance.“ Vorstandschef Jan-Christian Dreesen sieht das ähnlich: „Letztlich ist erst die erste Hälfte vorbei. Wir haben ein Tor Rückstand und werden und müssen mit Zuversicht nach Mailand fahren. Es ist nur ein Tor!“
MANUEL BONKE
VINZENT TSCHIRPKE