Traumhafter Beginn für 1860: Torjäger Patrick Hobsch (Nr. 34) steht nach wenigen Sekunden goldrichtig, lässt Ex-Löwe David Richter im Tor keine Chance – 1:0 für die Blauen. © Stefan Matzke
München – Heimspiel in der Englischen Woche bedeutet für die meisten arbeitenden Löwenfans: Beeilung nach Feierabend, um trotz dichtem Stadtverkehr rechtzeitig im Grünwalder Stadion zu sein. Gilt besonders in diesen Tagen, in denen 1860 zum Blitzstarter der 3. Liga avanciert ist. Vier Tage nach der Gala-Anfangsphase gegen Cottbus – erster regulärer Treffer in der vierten Minute (Kozuki), erstes gegebenes Tor in der 15. Minute (Abiama) – kamen die Sechzger am Mittwochabend gegen Sandhausen noch imposanter in die Partie. In der 25. Sekunde (!) nämlich eröffnete Patrick Hobsch mit seinem 1:0 die nächste Löwen-Party in Giesing. Am Ende stand der vierte Heimsieg in Serie, 1860 ist nach dem 2:0 gegen den taumelnden SVS die gröbsten Abstiegssorgen los.
Wie in der Pressekonferenz vor der Partie angekündigt, vertraute Löwencoach Patrick Glöckner gegen die kriselnden Gäste – Tabellenführer im Herbst, große Abstiegsnot im April – derselben Elf, die zuletzt Cottbus überrannt hatte. Die Spieler auf dem Rasen zahlten das Vertrauen schon nach wenigen Sekunden zurück. Ballgewinn Thore Jacobsen, schöne Kombination durch das Mittelfeld, butterweiche Flanke Tunay Deniz und ein wuchtiger Kopfball von Patrick Hobsch – fertig war das frühe 1:0. Stadionsprecher Sebastian Schäch gab noch den Torschützen durch, als Soichiro Kozuki beinahe auf 2:0 erhöht hätte, im Eins gegen Eins jedoch gegen Ex-Löwe David Richter den Kürzeren zog.
Die Sechzger in der Folge euphorisiert, Sandhausen komplett von der Rolle. Ein eigener Eckball flog den Gästen um die Ohren. Marco Hiller schickte Tim Danhof auf die Reise. Über Dickson Abiama kam der Ball perfekt auf Julian Guttaus linken Fuß, der eiskalt zum 2:0 traf. Zwölf Minuten waren da gerade einmal absolviert. Richter verhinderte nach einem sehenswerten Deniz-Freistoß das völlige Debakel. Bezeichnend für den ersten Durchgang, dass SVS-Coach Dennis Diekmeier bereits nach einer halben Stunde doppelt wechselte.
Um ein Haar hätten fünf Minuten, in denen 1860 in alte, schläfrige Muster verfiel, gereicht, um die Partie wieder spannend zu machen. Doch 14.700 Löwenfans guckten den Kopfball von Sandhausens David Otto zusammen mit Hiller kurz nach Wiederanpfiff an den Pfosten. Auf der anderen Seite verhinderte Richter, Sandhausens bester Mann an diesem Abend, mehrfach die Vorentscheidung – besonders spektakulär gegen Abiamas Kopfball aus kurzer Distanz.
Beiden Teams war in der Schlussphase anzumerken, dass sie sich in einer Englischen Woche spät in der Saison befinden. Die Räume wurden größer, die Fehlerquote stieg. Gleich mehrfach verhinderten einfache Abspielfehler Großchancen der Löwen. Und bei den wenigen Kontern der Gäste wurde klar ersichtlich, wieso sich Sandhausen aller Voraussicht nach in die Regionalliga verabschieden muss.
Kurz vor 21 Uhr schwappte eine Welle der Erleichterung durchs weite Rund im Grünwalder Stadion. Nächster Heimsieg, acht Zähler Vorsprung bei sechs ausstehenden Spielen. Sämtliche Restzweifel kann die Glöckner-Elf am Sonntag beseitigen. In Mannheim (13.30 Uhr) wartet der nächste Gegner, bei dem Nerven im Tabellenkeller blank liegen. Am Mittwochnachmittag entließ der Waldhof Trainer und Löwen-Legende Bernhard Trares. Das Wiedersehen mit seiner alten Liebe bleibt dem 59-Jährigen also verwehrt.
MARCO BLANCO UCLES