Es ist noch nicht lange her, da waren Spiele zwischen Bayern München und Inter Mailand eine klare Angelegenheit: Noch im Herbst 2022, also vor knapp zweieinhalb Jahren, trafen beide Teams in der Champions-League-Gruppenphase aufeinander, in beiden Partien setzten sich die Münchner mit 2:0 durch. Die Auftritte waren souverän und dominant, es wirkte, als würde ein Titelanwärter gegen eine Mannschaft spielen, die froh ist, wenn sie irgendwie in die K.o-Runde einzieht.
Seitdem haben sich beide Vereine unterschiedlich entwickelt. Beim FC Bayern wurden zwei Trainer entlassen (Nagelsmann, Tuchel), der CEO und Sportvorstand ausgetauscht (Dreesen und Eberl statt Kahn und Salihamidzic) und die Kader an die Vorstellungen der jeweiligen Verantwortlichen angepasst. So entstanden Transfers, die sich als goldrichtig bewiesen haben (Olise) und solche, die eher in die Kategorie „Fehlkauf“ fallen (Palhinha). Für jede Entscheidung mag es unterschiedliche Gründe gegeben haben, sie alle erzielten aber die gleiche Wirkung: Ruhe stellte sich nie ein.
Inter arbeitete dagegen kontinuierlich an einem Kader, der inzwischen wieder titelfähig ist. Trainer Simone Inzaghi ist seit vier Jahren im Amt und durfte ein Team zusammenstellen, das um Führungsspieler wie Lautaro Martinez oder Hakan Calhanoglu herum aufgebaut ist. In jeder Transferphase konnte er die Mannschaft mit sinnvollen Ergänzungen nach seinen Vorstellungen stärken – und nicht mit Spielern, die sein Vorgänger verpflichten wollte.
Damit sich eine solche Kontinuität auch beim FC Bayern einstellen kann, ist Vincent Kompany auf Erfolge angewiesen. Ein Aus im Champions-League-Viertelfinale dürfte ihn nicht den Job kosten, seine Position wäre aber für die Zukunft geschwächt. Nachdem er mit seiner Aufstellung ohne Thomas Müller ins Risiko gegangen ist, wird seine Taktik von allen Seiten hinterfragt.
Ein Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied ist nun im Rückspiel Pflicht, um doch noch ins Halbfinale einzuziehen. Das ist gegen Inter, das in dieser Champions-League-Saison erst drei Gegentore kassiert hat, eine Mammutaufgabe. Die Abwehrkette ist schließlich, Sie ahnen es, kontinuierlich eingespielt.