Typisches Thomas-Tor: Müller traf hier zum 1:1 gegen Inter.
Die Legende jubelt, die Schilddrüse ackert. © Imago (2)
München – Mit einem Stück Pizza und einem Protein-Shake stand Thomas Müller in den Katakomben der Allianz Arena und wartete auf das Fragenfeuerwerk. An Themen, die seine Person betreffen, mangelt es dieser Tage bekanntlich nicht: Was denkt er über seinen bevorstehenden Abschied aus München? Wie hat er die Entscheidung von Trainer Vincent Kompany erlebt, Rapahel Guerreiro statt ihn im Viertelfinal-Hinspiel gegen Inter Mailand (1:2) in die Startelf zu befördern? Und was ist ihm beim Torjubel nach seinem Treffer zum 1:1 durch den Kopf gegangen?
Die Antwort auf letztere Frage leitete der 35-Jährige wie folgt ein: „Bei mir ist es meistens so, dass meine Finger und mein ganzer Körper – egal, ob nach einem Tor oder auch so im Spiel – in die verschiedensten Richtungen zeigen. Ich habe darüber nicht die absolute Kontrolle.“ Danach hätte die Schilddrüse „geackert wie blöd und irgendwas ausgeschüttet“, ließ er in seiner gewohnt launigen Art wissen.
Ernster wurde die Müller-Miene bei einer anderen Thematik. Ob er überrascht gewesen sei, was für große Wellen die Abschiedsdebatte um seine Person schlug? „Nein, das hat mich nicht überrascht“, antwortete er und fügte nach einer kurzen Kunstpause an: „Rekordspieler, über 700 Spiele, 150 in der Champions League: Wenn man mal bisserl auf den Putz hauen kann, dann da! Ich hab ja lang genug die Knochen hingehalten.“
Diese emotionale Antwort zeigt, dass die lebende Vereinslegende immer noch für seinen FC Bayern glüht – auf und abseits des Platzes. Nicht umsonst wehte nach seiner Einwechslung in der 74. Minute ein ganz anderer Wind durchs Stadion, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Und zehn Minuten später gelang ihm in typischer Müller-Manier der zwischenzeitliche Ausgleich.
Trotzdem hat die sportliche Leitung um Max Eberl, Christoph Freund und Vincent Kompany entschieden, dass der Offensivspieler im Sommer keinen neuen Vertrag mehr in München erhält – auch nicht als Teilzeitkraft. Daran änderte auch sein Gala-Kurzauftritt nichts? „Wir haben eine Entscheidung gefällt“, stellte Vereinsboss Jan-Christian Dreesen klar, der Müller jedoch eine Tür für die Zeit nach der aktiven Karriere öffnete. „Wir werden einander immer verbunden bleiben – in welcher Form auch immer. Es wird noch viele gute gemeinsame Momente geben.“ Am besten schon im Rückspiel in Mailand.
Müller jedenfalls glaubt fest daran. „Das war erst die erste Halbzeit. Es ist nur ein Tor Unterschied, das ist im Fußball gar nichts. Wir lassen uns davon nicht unterkriegen“, so das Club-Urgestein. Vielmehr sei die Mannschaft wild entschlossen, den Rückstand zu drehen: „Wir bleiben zusammen und kriegen das hin.“
Grund zur Hoffnung gab es allemal, waren die Bayern gegen den italienischen Meister ja nicht zuletzt an der eigenen Chancenverwertung gescheitert. Entsprechend zeigte sich auch Vincent Kompany trotz der „schwierigen“ Aufgabe in Mailand zuversichtlich. „Es ist noch keine Mannschaft nach einem 1:2 in der Halbzeit in die Kabine gekommen und hat gesagt, dass wir nach Hause fahren können“, sagte der Münchner Trainer: „Wir glauben an unsere Chance.“ Auch dank Thomas Müller.
M. BONKE, V. TSCHIRPKE